Zur Kritik

Hs der künstlichen Weltsprachen.

Von

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Karl Brugmann und August Leskien

Professor der indogerm. Sprachwissen- schaft an der Universität Leipzig

Professor der slavischen Sprachen an der Universität Leipzig.

Straßburg.

Verlag von Karl J. Trübner. 1907.

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Zur Kritik

der künstlichen Weltsprachen.

Von

Karl Brugmann und August Leskien

Professor der indogerm. Sprachwissen- Professor der slavischen Sprachen

Schaft an der Universität Leipzig an der Universität Leipzig.

Straßburg.

Yerlag von Karl J. Trübner. 1907.

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M. DuMont Schauberg, Straßburg.

Vorbemerkung.

Die folgenden beiden Aufsätze berulien auf einem Gut- achten, zu dessen Abgabe die Verfasser vor einigen Wochen von der Königl. Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften, deren Mitglieder sie sind, aufgefordert wurden. Der Erstunter- zeichnete übernahm die Beurteilung der gegenwärtigen Welt- sprachbewegung im allgemeinen, während sich der Zweitunter- zeichnete insbesondere über das Esperanto aussprach. Das letztere Schriftstück kommt hier fast unverändert zum Abdruck. Den allgemeineren Teil dagegen glaubte sein Verfasser für die Ver- öffentlichung wesentlich erweitem zu sollen, damit er auch einem der Wissenschaft ferner stehenden Publikum verständlich werde.

Leipzig, 20. April 1907.

K. Brugmann. A. Leskien.

Die neusten Weltsprachprojekte.

Von

K. Brugmann.

Menschen könnt ihr übervorteilen, aber nicht die menschliche Natur, wie Mutter Natur überhaupt in keinem Be- tracht sich überlisten läßt.

1.

Wenn zwei oder mehr Völker mit stärker verschiedenen Sprachen in lebhafteren Yerkehr untereinander gekommen sind, tauchen in ihnen jedesmal Bestrebungen auf, der in der Sprach- verschiedenheit bestehenden Verkehrserschwerung durch Aus- breitung einer einheitlichen Sprachform über das gesamte Ver- kehrsgebiet hin abzuhelfen. Dieses Ziel ist durch alle Jahr- hunderte hindurch bis auf unsere Tage nur so erreicht worden, daß es eine auf dem natürlichen Wege gewordene Sprache war, die als regelmäßiges Mittel gegenseitiger Verständigung benutzt wurde, und zwar war das naturgemäß immer eine Sprache, die bei einer der miteinander in Berührung gekommenen Nationen bereits im Gebrauch war.

Man mag da zwei Fälle unterscheiden. Einerseits kann es sein, daß sich die den Verkehr von Volk zu Volk vermittelnde Sprache nur über und neben die andere Sprache oder die an- dern Sprachen stellt, so daß sie deren bisherigen Gebrauchs- bereich nur einengt und in dem Land, in das sie eingezogen ist, ein kleinerer oder größerer Teil der Bevölkerung nunmehr zweisprachig ist. So hat z. B. im Altertum seit Alexander dem Großen die griechische Sprache oder einige Jahrhunderte später die lateinische Schriftsprache oder in neuerer Zeit das Englische in manchen anderssprachigen Ländern Eingang gefunden und in dieser und jener Kichtung, als Sprache der Staatsverwaltung, der Wissenschaft, der Kirche, des Handels usw., den Verkehr erleichtert. Der andere Fall ist, daß es zwischen den verschie-

6 K. Brugmann,

denen Sprachen, die aufeinanderstoßen, zu einem Ringen auf Leben und Tod kommt. Endigt ein solcher Kampf zwischen zwei Sprachen wirklich mit völliger Vernichtung der einen von ihnen, so ist das Ziel der Bewegung, die Beseitigung der Verkehrs- hemmung, aufs beste erreicht. So hat z. B. im Altertum, lange bevor die Schriftsprache der Römer in fremde Lande getragen wurde, ihre gewöhnliche Alltagssprache man nennt sie zum Unterschied von der Schriftsprache das Volks- oder Vulgärlatein infolge der Ausbreitung der römischen Herrschaft zunächst in Italien, weiter dann auch noch in außeritalischen Ländern zahlreiche andere Sprachen aufgesogen, und in der Neuzeit hat unser Deutsch unter ähnlichen Bedingungen slavischen Mund- arten zwischen Elbe und Oder gänzlichen Untergang bereitet Für diese letztere Art der Aufhebung des Verkehrshindernisses ist die erstere natürlich immer die Vorstufe. Doch führt die Konkurrenz zweier Sprachen, wenn sie in einem Lande neben- einander gesprochen werden, nicht jedesmal zum völligen Aus- sterben der einen. Hat z. B. eine eingewanderte Sprache bloß in den oberen Gesellschaftsschichten festen Fuß gefaßt und der Verkehr zwischen diesen und demjenigen Volk, bei dem diese Sprache ihre Heimat hat, lockert sich mit der Zeit, so kann sie sich aus dem Gebiet, in das sie eingedrungen ist, schließlich auch wieder ganz zurückziehen. Freilich tut sie dies nie, ohne mehr oder weniger Spuren bei der Sprache zu hinterlassen, mit der sie in der Fremde eine Zeitlang zusammen gehaust hat.

Sind es nur zwei Völker, die in regerem Verkehr mit- einander stehen, so ist das Übel der Verschiedensprachigkeit verhältnismäßig nicht groß. Hier haben sich Erleichterung und völlige Abhilfe auch stets ohne bedeutendere Staatsaktionen ein- gefunden. Ist es aber eine größere Gemeinschaft von Nationen, so bedeutet jedes Glied mehr in der Gemeinschaft eine Steige- rung des Übels. Es ist daher kein Wunder, daß, nachdem jetzt in den europäischen Kulturkreis immer neue Völker mit eigener Sprache eingetreten sind und dabei der Verkehr zwischen allen diesen Nationen so innig und rege geworden ist, wie nie zu- vor ein Verkehr zwischen Kulturstaaten, das Bedürfnis nach Beseitigung der in Rede stehenden Schwierigkeit sich stärker als je geltend macht und mehr als je auf Abhilfe gesonnen wird.

Das natürlichste Heilmittel wäre, daß eine der beteiligten Sprachen allmählich immer weitere Kreise um sich zöge, samt-

Die neusten Weltsprachprojekte.

liehe Konkurrentinnen nach und nach in die Ecke drängte und schließlich alle völlig zerträte. Daß aber die Geschichte diese Kadikaikur vollzöge, darauf möchten diejenigen unserer Welt- verbesserer, die sich diese heutige Sprachmisere zum Gregenstand ihres Sinnens erkoren haben, begreiflicherweise nicht gerne warten. Denn sie selber hätten kaum mehr etwas davon. Auch bliebe es ja recht unsicher, ob sich die Sprachengeschichte Europas gerade in dieser Richtung und zu diesem Ausgang hin vorwärts bewegte.

Daher hat man vorgeschlagen, die Nationen sollten sich dahin einigen, daß sofort eine der lebenden Sprachen ihres Kreises, so wie sie gegenwärtig ist, etwa das Französische oder das Englische, von allen Beteiligten zum Werkzeug gegenseitiger Verständigung angenommen werde, so daß alsdann diese Sprache als einzige Fremdsprache neben der Muttersprache zu erlernen wäre. Dieses Auskunftsmittel erscheint unter allen als das, das sich von dem natürlichen Gang der Sprachengeschichte am wenigsten entfernt. Leider ist dieser Weg aber nicht gangbar. Die Selbstschätzung und Eigenliebe der Yölker lehnt sich da- gegen auf, einem von ihnen einen so großen Yorzug und ein so großes Übergewicht einzuräumen. Durch Einführung der erkorenen Sprache in ihr Land müßten sich die andern Nationen sogar mit gänzlicher Entnationalisierung bedroht fühlen. Davon hat man also jetzt abgesehen.

Aber auch von einem zweiten Mittel, das man öfters an- preisen hört, verspricht man sich heute ziemlich allgemein und mit Recht nichts, nämlich dem, eine tote und darum neutrale, keine Eifersucht erweckende Sprache, etwa das Latein, wie es im Mittelalter und in der Renaissance die Einheit der euro- päischen Kultur dargestellt hat, zu gleichartigem Zweck zu neuem Leben zu erwecken.

Gibt es aber keine Sprache, die sich dazu eignet, als 'in- ternationale Hilfssprache' eingeführt zu werden, so kann man drittens ja eine machen und hat dann, so glaubt man, freie Hand, allen Bedürfnissen zu genügen. Womit man sich freilich von dem durch Natur und Erfahrung vorgezeichneten Wege, das ewig sich erneuernde Übel der Yerschiedensprachigkeit los zu werden, so weit enfemt als überhaupt denkbar ist. So kommen wir nunmehr zu den künstlichen internationalen oder Weltsprachen.

8 K. Brugmann,

Solcher Weltsprachen liegen nun schon viele Dutzeide zur Einführung bereit. Keine von ihnen ist ganz frei und un- abhängig von den Sprachen, denen sie sich an die Seite stellen soll, geschaffen, vielmehr sind sie sämtlich, allerdings die eine mehr, die andere weniger, aus Elementen dieser Sprachen her- gestellt und im Typus ihnen nachgeahmt. Im Lautlichen ist man ganz an den Bestand der Artikulationen der natürlichen Sprachen gebunden. Im Formalen und Syntaktischen ist man Nachahmer des von diesen gebotenen systematischen Gerippes. Die Wörter- bücher aber der Kunstsprachen zeigen die größten Verschieden- heiten des Yerfahrens, den buntesten Wechsel zwischen Selbst- fabrikation und Herübernahme. Als Hauptvorzug einer Kunst- sprache gilt Einfachheit und Regelmäßigkeit. Die von der Schulbank her bekannten 'Ausnahmen' von den 'Regeln', diesen Schrecken der sprachenlernenden Jugend, hält der Spracherfinder von seinem Fabrikat fern. Weil so sagt man die Regeln aus- nahmslos sind, können sie auch nicht verletzt werden. Man spricht und schreibt ohne weiteres und unwillkürlich so sagt man richtig, sobald man sich nur die verhältnismäßig wenigen Regeln, die zu merken sind, recht gemerkt hat. So hat denn eine solche durch Beiseitelassen alles Überflüssigen in den Natursprachen gewonnene Sprache so sagt man auch den Yorzug, daß man sie fabelhaft rasch sich aneignet und beherrschen lernt. Um für letzteres einen Beleg zu geben : W. Ostwald erzählt^), daß auf einem Geologenkongreß drei Herrn, ein Norweger, ein Rumäne und ein Belgier, die zwei bis drei Wochen auf das Erlernen der Weltsprache Esperanto verwendet hatten, sich ohne Anstoß über wissenschaftliche An- gelegenheiten wie über alle Angelegenheiten ihres täglichen Lebens unterhielten.

So muß denn, das begreift sich leicht, eine künstliche Welt- sprache vielen als das einzig Wahre erscheinen. Sie versprechen sich von ihr einen der allergrößten Fortschritte der Zivilisation, und sie arbeiten demgemäß auf ihr Ziel, Einfülirung der Sprache womöglich in sämtlichen Schulen sämtlicher beteiligten Nationen, mit allen Agitationsmitteln los.

Einen wirklichen praktischen Erfolg hat aber noch keines von allen diesen Fabrikaten aufzuweisen.

1) Die Weltsprache (Stuttgart, Frankh'sche Verlagshandlung) S. 7.

Die neusten Weltsprachprojekte. 9

2.

Eine Hochflut in den Weltsprachbestrebungen erlebten wir vor etwa zwanzig Jahren, und heute haben wir wieder eine.

Damals kam das von dem katholischen Pfarrer Schleyer ersonnene Yolapük hoch. In allen Kulturstaaten wurden von den Anhängern Volapükkurse eingerichtet, und über Volapük konnte man allerorten Vorträge hören, die den ungeheuren Wert der neuen En'ungenschaft priesen; bei uns in Deutschland wirkte als Wanderprediger besonders der Professor der Geographie Alfred Kirchhoff. Zu hunderten erblühten Yolapükvereine, und in zehn verschiedenen Ländern erschienen Volapükzeitungen. Nach Schleyers Weltsprachkalender für das Jahr 1890 betrug damals die Zahl der Kenner, Förderer und Freunde des Volapüks 2^1 2 Millionen, die Zahl der Yolapükvereine 290, die Zahl der Yolapükjournale 23. Ein internationaler Kongreß von Yola- pükisten, der 1889 in Paris bei Gelegenheit der großen Welt- ausstellung drei Tage währte, darf wohl als der Höhepunkt dieser ganzen Bewegung bezeichnet werden. Unzählige Leute, auch ein sehr großer Teil der Gelehrten in allen Ländern darunter nur keine oder so gut wie keine Sprachforscher von Beruf , hielten das ersehnte Ziel für demnächst erreicht. Da brach die ganze Herrlichkeit mit einer Schnelligkeit zusammen, über die selbst die größten Pessimisten unter den Sprachforschern sich einigermaßen verwunderten.

Und der Grund? oder die Gründe?

Nicht viel zur Ernüchterung wird beigetragen haben, was sachverständige Sprachforscher an Wasser in den Wein gössen. Denn erstens waren es nur wenige, die sich öffentlich ver- nehmen ließen, und was diese brachten, kam nicht weit herum. So wies Ernst Beermann 'Studien zu Schleyers Weltsprache Yolapük' (Programm des Gymnasiums zu Ratibor 1890) zahl- reiche grobe Mängel in der Schleyerschen Sprache nach, und Gustav Meyer wandte sich in der Schlesischen Zeitung 1901, Nr. 400 und 406, unter dem Titel 'Weltsprache und Welt- sprachen' (aufgenommen in seine 'Essays und Studien zur Sprach- geschichte und Volkskunde', Bd. 2, Straßburg 1893, S. 23—46) gegen die ganze Weltsprachidee. Zweitens aber konnte das größere Publikum ja nicht wissen, wen es denn in der ganzen Frage für sachverständig zu halten hatte. Denn die Yolapükoberen wußten das allermeistens selbst nicht, oder sie wußten zwar,

10 K. Brugmann,

daß die Fachmänner im allgemeinen schlecht auf ihre Herzegis- sache zu sprechen seien, waren aber eher geneigt einen Zoo- logie- oder Astronomieprofessor, der für sie war, für einen kompetenten Beurteiler zu halten als einen Linguisten, der gegen sie schrieb. Und ein paar Sprachgelehrte von Kuf waren ja auch auf ihrer Seite (hierüber unten mehr); das genügte.

Der Hauptgrund für den jähen Niedergang war jedenfalls, daß Yolapükisten von sich selbst aus dahinter kamen, daß ihre Sprache verbesserungsbedürftig war, demgemäß denn ein ver- bessertes Yolapük lehrten und darüber mit dem Oberhirten, der kein Jota an seinem Werk preisgeben wollte, in Streit gerieten. Es kam zu einer Trennung in zwei Lager. Eine 'internationale Weltsprache- Akademie', deren 17 Mitglieder 12 verschiedenen Ländern angehörten, suchte die Einheitlichkeit und Einigkeit zu retten. Ihr sollte sich Schleyer fügen, er behielt sich jedoch, gegen ihre Statuten, für alle weltsprachlichen Fragen ein Veto vor. Eine Einigung kam nicht zustande, und so verlief sich die Volapükbewegung bald im Sand.

Interessant ist nun nicht nur, daß heute die Esperantisten und andere Weltsprachler betonen, der Mißerfolg des Yolapüks beweise nichts für das künftige Schicksal anderer, jetzt auf- strebender Kunstsprachen, er beweise bloß, daß Yerbesserungs- versuche an einer solchen Sprache, wenn sie einmal kodifiziert sei und im Yolk gelehrt und gelernt werde, ihre ganze Existenz aufs äußerste gefährdeten worin sie durchaus Recht haben. Sondern interessant ist auch folgendes. So lange die Werbe- trommel für das Yolapük durch die Lande hin gerührt wurde, verfehlte man nicht, bei jeder Gelegenheit auf die gewaltige Zahl derer hinzuweisen, die das Yolapük im mündlichen und im schriftlichen Gebrauch mühelos beherrschten. Dabei bekannten ehrliche Yolapükisten, daß der Durchschnittsmensch zur wirk- lichen Erlernung der Sprache kaum weniger Zeit brauche als zur Erlernung der meisten Kultursprachen. Nun konnte der rasche Zusammensturz jedem Denkenden klar dartun, daß der wirklichen Könner nur ein winziges Häuflein war, daß die un- geheure Mehrzahl von denen, die als Könner figurierten, in Wahrheit nur ein recht platonisches Yerhältnis zur Sache hatten, auch nur, wie der übrige Schwärm, Mitläufer waren.

Heute also haben wir wiederum eine Hochflut auf unserm Gebiet. Da Schleyer kein Patent auf seine Weltsprache hatte,

Die neusten Weltsprachprojekte.

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wurden schon zu seinen Zeiten, aber auch nach dem Sturz des Yolapüks, noch andere gleichartige Produkte angeboten, 'Espe- ranto' (1887), 'Kosmos' (1888), 'Spelin' (1888), 'Myrana' (1889), 'Lingua internazionaF (1890) usw. usw. Yon eigner Art unter den neusten Fabrikaten ist die 'Neutralsprache' ('Idiom Neutral') insofern, als sie nicht die Erfindung eines Einzelnen ist, sondern die Arbeit einer internationalen Gesellschaft, die sich Akademie nennt. Man nahm sich die natürlichen Sprachen zum Vorbild, welche ja auch nicht das Werk eines Individuums sind, sondern auf geistiger Wechselwirkung vieler Menschen beruhen. Da bleibt aber allerdings noch der kleine Unterschied, daß die natür- liche Sprache sich weder im Anfang ihres Daseins, noch auch in späteren Stadien auf eingereichte Vorschläge und gefaßte Be- schlüsse gründet!

Diese Kunstsprachen ringen nun um die Palme. Jede möchte für die geeignetste erklärt, staatlich privilegiert und in den Schulen der beteiligten Länder als TJnterrichtsgegenstand eingeführt werden, um dann entweder nur für die Zwecke der Wissenschaft, der Industrie und des Handels oder auch noch für andere Zwecke neben der Landessprache sich nützlich zu machen. Am meisten wird, besonders in Frankreich, für Espe- ranto, das von dem Warschauer Arzt Zamenhof erdacht ist, Reklame gemacht, und dieses hat in dem Wettlauf augenblick- lich entschieden die Führung. Ist es doch, wie verlautet, schon in das Programm vieler privaten und sogar öffentlichen Un- terrichtsanstalten aufgenommen worden. Die Zahl der 'An- hänger' des Esperanto wird gegenwärtig auf 2, ja 3 Millionen geschätzt.

Die Mittel der Propaganda sind genau dieselben, wie die, deren sich seinerzeit die Volapükisten bedienten, wie überhaupt beide Bewegungen sich in ihrem ganzen Wesen wie ein Ei dem andern gleichen : Vereinsgründung, Vorträge, Kongresse, Zeitschriften usw. Bezüglich der Vereinsbildung hebe ich her- vor, daß auch schon unsere Studenten und Gymnasiasten ihre Esperantoklubs und -kränzchen haben. Wie ehedem als Missions- prediger in Deutschland für das Volapük der Geograph Kirch- hoff warb, so hat sich heute für die Einführung einer inter- nationalen Hilfssprache der Chemieprofessor Wilhelm Ostwald eingesetzt, der jedoch seine Werbetätigkeit nicht bloß auf die Länder deutscher Zunge, sondern auch auf die Vereinigten

12 K. Brugmann,

Staaten erstreckt ^). Wiederum sucht man auch besonders die Gelehrtenkreise für sich mobil zu machen, einesteils um mit der Zahl und den Namen der Gewonnenen dem größeren Pu- blikum zu imponieren, audernteils in der Meinung, daß nur mit der Unterstützung der Professoren auch die Regierungen gewonnen werden könnten.

Die Propaganda der Weltsprachler unter den Gelehrten hat aber jetzt auch ein Novum gezeitigt: man will das höchste wissenschaftliche Forum der Gegenwart darüber entscheiden lassen, welche von den im Wettbewerb stehenden Sprachen die geeignetste sei. Es war in der ganzen Bewegung ein großer Fortschritt im Sinne der Weltsprachler, daß im Jahre 1900, bei Gelegenheit der großen Pariser Ausstellung, die Einführung einer internationalen Hilfssprache von mehreren gelehrten Gesell- schaften zum Gegenstand der Beratung gemacht wurde, von der Association fran9aise pour l'avancement des Sciences, dem Con- gres de l'Histoire des Sciences, dem Internationalen Kongreß für Soziologie, der Societe Philomatique de Paris. Diese ernannten zu genauerem Studium der Frage fünf Delegierte, die sich 'D616- gation pour l'adoption d'une langue auxiliaire internationale' ('Kommission für die Einführung einer internationalen Hilfs- sprache') nannten und eine 'Declaration' veröffentlichten. Dieses Schriftstück ist das offizielle Programm der Kommission. Es besagt, daß die Hilfssprache ebensowohl den Bedürfnissen des täglichen Lebens, wie den Zwecken des Handels und Verkehrs, wie endlich den Aufgaben der Wissenschaft zu dienen imstande und für alle Personen von elementarer Durchschnittsbildung,

1) Über das Ergebnis von Ostwalds Vortragstätigkeit in Amerika berichtet soeben Hugo Münsterberg fSprachhoffnungen in der Neuen Welt', Internationale Wochenschrift für Wissenschaft, Kunst und Technik, Nr. 1, 6. April 1907), wie folgt : "Als vor Jahresfrist der erste deutsche Austausch- professor aus Amerika heimkehrte, hinterließ er in der Neuen Welt nicht nur die Spuren wissenschaftlicher Tätigkeit. Wohl hatte Professor Ost- wald an der Harvard-Universität manchen neuen Verehrer für seine che- mischen Theorien gewonnen; noch viel weiter hinaus aber wirkte seine rastlose Missionsarbeit für die Sekte der Esperantisten. Von Stadt zu Stadt trug er mit begeisterndem Wort die neue Bewegung. Wie Veilchen auf der Frühlingswiese erblühten über Nacht ringsum die Esperanto-Vereine : der Tag der Weltsprache schien ondhch nahe. Wer aber die Stimmung Amerikas kannte, der wußte von vornherein, daß diese Laune auch ohne viel Gegenrede schnell wieder verfliegen würde. In der Tat dauerte es nicht gar lange, und die Begeisterung war verstummt."

Die neusten Weltsprachprojekte. 13

insbesondere für die Angehörigen der europäischen Kulturwelt, leicht erlernbar sein müsse. Die Entscheidung aber darüber, welche von den verschiedenen konkurrierenden Sprachen anzu- nehmen sei, soll der 'Internationalen Assoziation der Akademien', die alle drei Jahre eine Zusammenkunft veranstaltet, überlassen sein. Die Delegation will, wie sich Prof. Couturat, gegenwärtig ihr Hauptwortführer, in seinem Aufsatz 'Eine Weltsprache oder drei?' (Deutsche Revue 1907) ausdrückt, "der Assoziation der Akademien die Ehre erweisen, sie als Schiedsrichter anzunehmen ; sie [die Anhänger der Weltsprachidee] sind bereit, sich deren Entschließung zu unterwerfen, falls diese sich innerhalb des Rahmens unserer 'Erklärung' hält. Sollte die Assoziation diesen ehrenvollen Ruf ablehnen, so würde die Delegation sich nicht scheuen, ihrerseits die Erage zu entscheiden."

Vorderhand scheinen nun die Aussichten dafür, daß die 'Assoziation' die ihr zugedachte Ehre wird zu schätzen wissen, recht günstig. Denn viele Mitglieder derjenigen Akademien und wissenschaftlichen Gesellschaften, die der 'Assoziation' angehören, haben sich bereits der Erklärung der Delegation angeschlossen.

3.

Angesichts der zuletzt erwähnten Tatsachen muß ich nun einen Gegenstand zur Sprache bringen, den ich schon oben S. 9 f, gestreift habe, der etwas delikater Xatur ist, über den aber zur Aufklärung derer, die der Wissenschaft ferner stehen, denn doch einmal unverblümt gesprochen werden muß.

Daß sich die Weltspracherfinder und ihre Anhänger, die nicht der Gelehrtenzunft angehören, um die Gunst der Gelehrten bewerben, geschieht augenscheinlich nicht bloß aus taktischen Gründen, sondern auch deshalb, weil man der Überzeugung ist, daß die Männer der Wissenschaft zur Beurteilung des Weltsprach- problems im allgemeinen berufener sind als z. B. der Kaufmann oder der Offizier. In der Frage, wie weit ein N^otstand vorliegt, hat natürlich jedermann mitzureden, aber nicht in der Frage, ob und wie sich abhelfen läßt. Aber auch innerhalb der Gelehrten weit muß, soweit die Möglichkeit und die Brauch- barkeit einer künstlichen Weltsprache und die Aussichten in Frage kommen, die für ihre Aufnahme in den Kreis der lebenden Sprachen sind, geschieden werden zwischen Fachmännern und Nichtfachmännern, Dilettanten.

14 K. Brugmann,

Kein Zweifel kann nun sein, daß in unserm Fall nur der Sprachforscher von Beruf, der sogenannte Linguist, als Fachmann zu gelten hat, andere Gelehrte aber nur so weit, als sie sich mit den intimeren Fragen des Sprachlebens wirklich wissenschaftlich beschäftigt haben; zu diesen andern gehören z. B. viele Philologen. So gut also z. B. ich mich auf allen andern Glebieten als dem der Sprachwissenschaft und einem Teil des Gebietes der sogen. Philologie ohne weiteres als Dilettanten bekenne, z. B. in der Chemie, so gewiß sind auch fast alle die Hunderte von Gelehrten, die sich als Freunde, Gönner, Förderer in die Listen der Welt- sprachler haben einschreiben lassen, und von denen viele auch aktiv mittun, aber auch ganze gelehrte Körperschaften, die man in den Anhängerverzeichnissen liest, in unserer Frage als Dilet- tanten zu bezeichnen. Mit diesen Listen aber wirkt man auf das größere Publikum ein, und dieses sieht natürlich durch die starke Beteiligung der Gelehrtenwelt überhaupt die Solidität der Sache ohne weiteres als erhärtet an.

Daß da so viele, die auf einer höheren Schule vorgebildet sind und mehrere fremde Sprachen gelernt haben, glauben über beliebige Sprachfragen mitreden zu können, ist kein Wunder. Wie in jeder Wissenschaft, wird eben auch im Gebiet der Sprach- wissenschaft von jeher durch Dilettanten gesündigt. Schon Goethe äußerte einmal im Unmut: 'Ein Jeder, weil er spricht, glaubt auch über die Sprache sprechen zu können'.

Wie stellen sich nun die Fachmänner zur Sache? Schon zu Schleyers Zeiten wollten sie von ihr nichts wissen. Nur ganz wenige, voran der geniale Romanist und Linguist Hugo Schuchardt in Graz^), traten für ihre Berechtigung und Aus- führbarkeit ein. Schuchardt meinte in seiner 1894 erschienenen Schrift S. 36, die meisten Sprachforscher hielten es unter ihrer Würde, sich über den Gedanken einer Allgemeinsprache irgend- wie zu äußern. Dem ist wohl nicht ganz so. Richtiger ist, daß die meisten, die, wie der Verfasser dieser Zeilen, die Yolapük- bewegung von Beginn an aufmerksam verfolgt haben, sich sagten, es lohne sich nicht, gegen das Volapük mit dem Rüstzeug der

1) Vgl. 'Auf Anlaß des Volapüks', Berlin 1888, und 'Weltsprache und Weltsprachen, an Gustav Meyer', Straßburg 1894. In den letzten Jahren ist dazugekommen: 'Bericht über die auf Schaffung einer künst- lichen internationalen Hilfssprache gerichtete Bewegung', im Almanach der Wiener Akademie der Wissenschaften, Wien 1904, S. 279—296.

Die neusten Weltsprachprojekte. 15

Wissenschaft anzukämpfen, da die Flut sich ja doch bald ver- laufen werde. Was ja auch eintraf. Gegen Schuchardt selbst aber, dessen Eintreten für die Weltsprachidee gewiß keinem seiner Fachgenossen ganz gleichgiltig war, hat sich damals wenigstens sein Freund Gustav Meyer in dem S. 9 erwähnten Aufsatz ge- wandt, und das nach meiner und Anderer Ansicht mit Glück.

Noch mehr als mit Schuchardts Namen brüsteten sich die Volapükisten mit dem des 'berühmten Sprachforschers' Max Müller, und wie die Weltsprachler jener ersten Blütezeit ihrer Idee beide Gelehrte stolz die Ihrigen nannten, so tut es auch die jetzige Weltsprachlergeneration. Ich bedaure nun lebhaft, hier, wo ich mich an Leute wende, die der Sprachwissenschaft ferner stehen, an der Tatsache nicht vorbeigehen zu dürfen, daß Max Müller, der als Sanskritphilologe, als Forscher auf dem Gebiete der Religionsgeschichte und als Sprachforscher tätig gewesen ist, in dieser letzten Eigenschaft sich zwar durch ge- schickte und geistreiche Popularisierung der Ergebnisse der Wissenschaft verdient gemacht hat, selbst aber die Forschung in diesem Wissenschaftszweig an keinem Punkte vorangebracht hat, jedenfalls im ganzen nicht mehr als Hunderte von Gelehrten neben ihm. Unter den Linguisten selbst ist Max Müller niemals eine Autorität gewesen, und die ernste Wissenschaft ging bald nach seinem Auftreten über ihn hinaus und ließ seine 'Vor- lesungen über die Wissenschaft der Sprache' abseits liegen, ob das Buch auch Auflage auf Auflage erlebte und sich in weiteren Kreisen eines fast kanonischen Ansehens erfreute. Da Müller die Stille und Zurückgezogenheit der Studierstube nicht ge- nügte und er sich gerne die Gunst des größeren Publikums sicherte, was Wunder, wenn er den Dilettanten auch in den Weltsprachfragen liebenswürdig entgegenkam? Daß er aus Über- zeugung animierte, soll natürlich nicht bestritten werden. Etwas auffallend bleibt nur Folgendes. Erst stimmte Müller den Prin- zipien, auf denen die Schleyersche AVeltsprache beruht, voll- kommen bei. Als dann Liptay in seiner Schrift 'Eine Gemein- sprache der Kulturvölker' (Leipzig 1891) eine Kritik der bis- herigen Weltsprachprojekte gab und im Gegensatz zu Schleyer neue Grundsätze für den Aufbau des Wörterbuchs empfahl, schrieb ihm Müller: 'Ich glaube, daß eine Gemeinsprache wie die Ihrige für den Yerkehr sehr nützlich sein wird wird sie jedoch je den Platz einer wirklichen lebenden Sprache ein-

16 K. Bruemann,

nehmen ? Ich bezweifle es in Anbetracht der menschlichen Natur [seine Bedenken bezüglich der Lebensfähigkeit der Kunstsprachen hatte also auch dieser Gelehrte!], doch wenn es je möglich sein sollte, Millionen von Köpfen unter eine Haube zu bringen, so glaube ich, daß Ihr Vorschlag die beste Aussicht auf Erfolg hat'. Wozu Gustav Meyer (a. a. 0.) bemerkt : 'Immerhin dürfte es gut sein, wenn jemand, der mit Bestimmtheit erwarten muß, daß seine Aussprüche gedruckt und zu Reklamezwecken benützt werden, sich selbst ein Yerzeichnis derselben anlegte; er hätte dann, als er Herrn Liptay schrieb, nicht vergessen, daß er vor kurzem dem Volapük seinen Segen gespendet hatte'. Und nun lese ich noch in Boreis Schrift über das Esperanto i), daß unser berühmter Linguist geschrieben habe : 'Ich muß der Sprache Esperanto sicherlich den ersten Platz unter ihren Konkurrenten zuteilen'. Ob Müller vielleicht auch noch andern Weltsprach- erfindungen die Palme gereicht hat, ist mir nicht bekannt. Lebte er noch, so empföhle es sich, ihm vor allen das Schiedsrichteramt anzutragen.

Außer Schuchardt finde ich unter denen, die der 'Erklärung' der Delegation beigetreten sind, die ausgezeichneten Sprach- forscher Baudouin de Courtenay (Petersburg) und 0. Jespersen (Kopenhagen) genannt. Ob diese beiden Herrn sich irgendwo ausführlicher über ihre Stellung zu dem Problem geäußert haben, weiß ich nicht. Jedenfalls sind sie nicht selber als Erfinder einer Kunstsprache aufgetreten. Auch Schuchardt hat nicht selbst Hand angelegt, kein System einer solchen Sprache aufgestellt; er hat nur ganz allgemein gehaltene, theoretische Erörterungen über die Frage veröffentlicht (worunter sich, wie bei ihm selbstver- ständlich ist, manche feinsinnige Gedanken über sprachgeschicht- liche Vorgänge finden). Da muß ich nun über eines meine Ver- wunderung aussprechen. Warum schauen diese Sprachgelehrten sozusagen nur vom Zaun aus dem ganzen Getriebe zu, da ihnen doch klar sein muß, daß wegen zahlreicher offenkundiger Un- vollkommenheiten keines von den heute zur Auswahl gestellten Produkten die Sanktion erringen kann, auch nicht das meistge- priesene Esperanto, und daß nur ein Sprachgelehrter von der Weite des Blicks, wie sie selber sie haben, etwas Brauchbares zu liefern imstande wäre ? Wenn schon das gewaltige Experiment der offi-

1) Die Frage einer internationalen Hilfssprache und das Esperanto (8. Aufl., Berlin, ohne Jahr) S. 12.

Die neusten Weltsprachprojekte.

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ziellen Einführung in die Schulen aller Länder gemacht werden sollte, so müßte^ wie Schuchardt selbst in seinem 'Bericht' S. 296 betont, wenn nicht etwas absolut Vollkommenes, so doch das Bestmögliche dargeboten werden. Das Bestmögliche kann aber doch schwerlich von Pfarrern, Ärzten usw. geschaffen werden. Warum lassen also die Herrn, Schuchardt nun schon seit zwei Jahrzehnten, Tausende und Abertausende von Menschen Zeit und Mühe vergeuden, ohne selber praktisch zu helfen?

4.

In letzterer Zeit hat, um Stellung gegen den neuen Andrang zu nehmen, meines Wissens nur erst ein Sachverständiger öffent- lich das Wort ergriffen, der Philologe Hermann Diels, in dem Aufsatz 'Das Problem der Weltsprache' (Deutsche Revue, 1901) und besonders in der üniversitätsrede 'Internationale Aufgaben der Universität' (Berlin 1906). Die Bedenken, die er gegen die künstlichen Weltsprachen äußert, namentlich auch diejenigen, die er speziell gegen das Esperanto vorbringt, sind wohlbegründet, wie man am besten aus dem Widerlegungs versuch des Pariser Philosophen Couturat (s. oben S. 13) erkennt. Aber Diels läßt wichtige Seiten der Frage unberührt, darunter das, woran nach meiner Überzeugung jede Kunstsprache, die mit den natürlichen Sprachen konkurrieren will, am sichersten scheitern wird.

So muß ich nunmehr auf den Gegenstand noch näher ein- gehen. Ich spreche aber nicht im Namen derjenigen Fachmänner, die sich wie ich ablehnend verhalten. Dazu fühle ich mich schon darum nicht berufen, weil ich nicht weiß, ob diese Sprachforscher für ihre Stellung zu der Sache nach allen Richtungen hin die- selben Gründe haben wie ich. Es sind mithin nur meine persön- lichen Bedenken, die ich zur Diskussion zu stellen mir erlaube.

Bei der wissenschaftlichen Wertung unseres Problems, bei dessen Behandlung so vielfach nur der Wunsch der Yater des Gedankens gewesen ist, tut, das wird jeder zugeben müssen, vor allem Nüchternheit not. Diese vermißt man ganz und gar z. B. bei Nietzsche (Menschliches, Allzumenschliches), der den allgemeinen Gebrauch der künstlichen Hilfssprache mit Sicher- heit voraussieht und dabei sagt : "Wozu hätte auch die Sprach- wissenschaft ein Jahrhundert lang die Gesetze der Sprachen studiert und das Notwendige, Wertvolle, Gelungene an jeder einzelnen Sprache abgeschätzt?" Dies setzt ganz willkürlich die

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18 K. Brugmann,

Durchführbarkeit des Unternehmens als bewiesen voraus, und man darf etwa dagegen stellen : es muß bald ewiger Frieden in der Welt werden, wozu hätten auch die Staatswissenschaften so- lange die Gesetze des Staatslebens studiert ? oder : wir be- kommen bald Brot aus Erde gebacken, wozu hätte auch die Chemie so lange die Stoffe der Körper studiert? Aber ander- seits vermisse ich die nötige Nüchternheit allerdings auch darin, wenn gegen die Kunstsprachen ankämpfende Sprachforscher äußern, das Problem habe mit Sprachwissenschaft überhaupt nichts zu tun. Das ist evident unrichtig, darum, weil Kunst- sprachen bereits nicht nur auf dem Papier existieren, sondern weil auf diesen Yerständigungsinstrumenten seit langem auch bereits Musik gemacht wird. Daß die Musik nicht viel taugt, und daß diese Sprachen im Verhältnis zu den natürlichen Sprachen vermutlich nur Eintagsfliegen sind, verschlägt dabei natürlich nichts. Daß diese modernen Kunstsprachen die Sprachforschung angehen, darin stimme ich also Schuchardt und Couturat unum- wunden bei. Letzterer sagt: "Die Existenz einer brauchbaren und in Gebrauch befindlichen internationalen Hilfssprache ist eine Tatsache, der gegenüber den Philologen die Pflicht zu- kommt, sie zu erklären, aber nicht das Recht, sie in Abrede zu stellen. Mögen sie versuchen, sie mit ihren Theorien in Ein- klang zu setzen, aber sie mögen wissen, daß nicht ihre Theorien über die Tatsachen entscheiden, sondern die Tatsachen über ihre Theorien." Hier wäre nur das Wort 'brauchbaren' zu streichen und zu 'in Gebrauch befindlich' zu bemerken, daß es sich bei unserm Projekt nicht bloß um die Gegenwart handelt, sondern vor allem um den künftigen Gebrauch. Daß Graf Zeppelin bei Friedrichshafen sein Luftschiff lenkt, beweist nicht, daß in Zu- kunft zwischen Lissabon und Petersburg Luftballonzüge fahrplan- mäßig für das Publikum verkehren werden.

5.

Fragen wir nun zunächst: wem soll die internationale Hilfssprache helfen ? Die 'Delegation' sagt : "Sie muß ebensowohl den Bedürfnissen des täglichen Lebens, wie den Zwecken des Handels und Verkehrs, wie endlich den Aufgaben der Wissen- schaft zu dienen imstande sein".

Beginnen wir mit der Wissenschaft. Die Forschung kommt nicht weiter, wenn der Gelehrte nicht zur Hand hat, was auf seinem Gebiet von den Vorgängern geschrieben ist.

Die neusten Weltsprachprojekte.

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iNun haben wir es heute in Europa in jedem Wissenschaftszweig mit einer Literatur zu tun, in der alle die Sprachen vertreten sind, neben die die Hilfssprache gestellt werden soll. Diese Lite- ratur werden wir reden wir einmal recht stolz! etwa in einem Menschenalter entbehren können. Dann erst würden wir also auf diesem Felde die Fremdsprachen los. Es wird somit von den Weltsprachlem unserer heutigen und der nächsten Ge- iehrtengeneration zugemutet, daß sie zu den andern Fremd- sprachen noch eine neue Fremdsprache hinzulernen. Und das nennt man Yereinfachung, Ersparung von Energie! Und ist es nicht eine ungewöhnliche Naivität, zu glauben, daß die Männer der Wissenschaft fortan die Mühe und Last auf sich nehmen werden, in der Weltsprache zu schreiben, damit es unsere Enkel und Urenkel besser haben als wir, oder etwa zu glauben, man könne die ganze heute vorliegende wissenschaftliche Lite- ratur in ein paar Jahren (vielleicht mit Hilfe der vielen arbeits- losen Frauen?) in die Kunstsprache übertragen lassen?

Werden wir Gelehrten mithin unsere fremdsprachliche wissenschaftliche Literatur und damit die Fremdsprachen selbst bis auf weiteres nicht los, so wüßte ich nicht, nach welcher Kichtung uns die Hilfssprache gesetzt auch, sie wäre im Durchschnitt so rasch zu erlernen und dann so sicher zu hand- haben, wie man uns einreden will unsere gegenwärtige Lage wesentlich zu verbessern vermöchte. Auf Perspektiven, die man eröffnet, wie daß wir uns auf internationalen Kongressen fortan besser verständigen könnten, lohnt es sich wahrhaftig nicht ein- zugehen.

Weiter Handel und Verkehr. Hier wäre eine Hilf ssprache sicher noch am ehesten am Platz. Daß sie aber das Erlernen fremder Sprachen nicht überflüssig machte, ist ebenso sicher. Der strebsamere Kaufmann, der mit dem Ausland zu tun hat, würde immer leicht einen Yorsprung vor Konkurrenten ge- winnen können, wenn er die fremden Landessprachen hinzu- erlernte, und würde das ausnutzen. Denn es würde vermutlich in keinem der verschiedenen Länder die ganze Handelsliteratur (dies Wort im weitesten Sinne genommen) zugleich in der Landes- und der Hilfssprache ausgegeben werden, sondern ein großer Prozentsatz nur in der Landessprache. Das nur in der Landes- sprache Veröffentlichte wäre aber dem strebsamen Ausländer oft gerade das, was ihn am meisten interessieren müßte.

2*

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Und endlich die Bedürfnisse des täglichen Lebens. Wie das geraeint ist, mag man aus Folgendem ersehen. Ostwald (a. a. 0.) sagt : "Wir brauchen für den allgemeinen Verkehr eine Sprache, die nicht nur der Gelehrte, sondern auch der Arbeiter in der Fabrik und der Dienstmann auf der Straße spricht; wir wollen in Belgrad einen Hemdkragen von der Ladnerin kaufen und in Norwegen den Landraann nach dem Wege fragen können, und es soll möglich sein, daß beide die allgemeine Sprache ver- stehen und sprechen." Oder Coutourat (a. a. 0.) meint : "Es gibt eine Menge von Dingen, die ebenso interessant und w^ohl auch wichtiger für das Leben der Yölker wie der einzelneu sind als die Literatur und sogar als die Wissenschaft. Beispielsweise be- müht man sich eben, das Esperanto beim Roten Kreuz einzu- führen; leuchtet es nicht alsbald ein, daß es dort größere Dienste leisten kann als jemals eine lebende Sprache? Unter den tra- gischen und drängenden Umständen, unter denen diese Orga- nisation arbeiten muß, verschwinden die literarischen Skrupeln zu nichts, und der hochmütigste Philologe wird sich glücklich schätzen, irgendeine 'Retortensprache' zu brauchen, wenn sie ihm sein Leben oder seine Glieder retten kann". Hier kann ich zunächst in thesi, d. h, die Durchführbarkeit des Projekts voraus- gesetzt, nur aus vollem Herzen beistimmen. Doch müßte ich, auch wenn jemand die Ausführbarkeit nachweisen sollte, für die betrübsame Lage, in die Couturat den Philologen versetzt sein läßt, und auch für Ostwalds serbischen Kragenkauf noch auf eine andere internationale Hilfssprache aufmerksam machen, die man in solchen Lagen als Ausdrucksmittel gewiß mit etlichem Nutzen verwenden könnte, und die den Vorzug hat, daß sie jedem schon ohne besonderen Unterricht in den Muskeln und Knochen steckt, die Gebärdensprache. Daß auch diese freilich ihre 'dialektischen' Verschiedenheiten aufweist und darum inter- nationaler Ausgleichung bedürftig wäre, weiß ich wohl; viel- leicht nehmen sich aber die Weltverkehrsverbesserer auch einmal der Vervollkommnung dieses Verkehrsmittels an.

Jeder Geschäftsmann wagt, w^enn er ein Geschäft machen will, die Chancen ab, erwägt, was er gegen das Handelsobjekt hingeben muß. Und so darf hier nicht unerwähnt bleiben, daß es nie und nimmer möglich wäre, in einer Kunstsprache sein Eigenstes und Bestes zu sagen, daß in der Kenntnis verschie- dener Sprachen an und für sich ein Bildungswert steckt, und

Die neusten Weltsprachprojekte. 21

daß uns die schöne Literatur eines Yolkes nur dann voll zu- gänglich wird, wenn wir die Sprache des Autors selbst ver- stehen. Man weist gegenüber dieser Tatsache allerdings darauf hin, daß die meisten ja Literaturwerke anderer Völker nur durch Übersetzun2;en kennen lernen, und nun behauptet Couturat (a. a. 0.) : "Aus einer guten Esperantoübersetzung kann man sich ein treueres Bild von dem Stil des Originals machen als aus der besten Übersetzung in irgendeine andre lebende Sprache." Man erschrickt vielleicht, wenn man das liest. Aber es ist richtig. Es ist nämlich etwa ebenso wahr, wie daß ich durch die dem Original Wort für AVort folgende und auf die Gewohnheiten und den Geist der deutschen Sprache keinerlei Rücksicht nehmende 'Übersetzung', die ein deutscher Tertianer von einer Ovidstelle gibt, leichter den lateinischen Wortlaut hindurcherkenne als durch eine Wiedergabe, die den Gewohnheiten der deutschen Sprache gerecht wird. Von einer ästhetischen Befriedigung kann dabei natürlich nicht die Eede sein.

6.

Nicht ganz kann beiseite bleiben die Anpreisung, eine Sprache wie das Esperanto sei mit erstaunlich geringem Zeit- aufwand erlernt.

Da ist zunächst zu verlangen, daß gewissenhaft geschieden werde zwischen dem Begreifen des Systems der Sprache sowie dem Wiedererkennen von Wortstämmen, die aus natürlichen Sprachen entnommen sind, einerseits und anderseits der mühelosen Be- herrschung im mündlichen und schriftlichen Gebrauch. Diese Unterscheidung wird oft nicht gemacht.

Ich will nun gerne glauben, daß z. B. das Esperanto wirk- lich rascher erlernt ist als irgend eine andere moderne Sprache. Aber eines sollte man dabei doch nicht übergehen, Avas so oft verschwiegen wird. Nach dem sehr verständigen Grundsatz, daß man zum Aufbau des Wörterbuchs einer Kunstsprache in erster Linie solche Vokabeln benutzen soll, die in mehreren und in möglichst vielen lebenden Sprachen zugleich vorkommen (z. B. animal, kapital, natur), enthalten die gegenwärtig am meisten verbreiteten Hilfssprachen einen großen Prozentsatz von Wörtern, die denjenigen, die diese Sprachen sich aneignen wollen, bereits bekannt sind. Lernt nun heute z. B. ein gebildeter Deutscher, der einigermaßen Französisch kann, Esperanto, von dessen Wort-

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schätz nach angestellter Berechnung ungefähr 66 Prozent aus dem Romanischen genommen ist, so hat er in dieser Beziehung von vornherein eine große Erleichterung; man vergleiche z. B. Bonvolu aldoni la fakturon kaj akcepti miajn sincerajn salutojn, d. i. 'Bitte legen Sie die Rechnung bei und empfangen Sie meine aufrichtigen Grüße'. Nun soll ja das Erlernen des Esperanto das Erlernen des Französischen und jeder weiteren Fremdsprache für den Deutschen überflüssig machen, und das Nichtkennen fremder Sprachen gilt für die neue Weltordnung als der normale Zustand. Bei diesem ist dann aber die Arbeitslast für den Welt- sprachlernenden natürlich eine so viel größere. Man denkt also auch in diesem Punkt wieder nur an die Gegenwart der Zu- kunftssprache !

7.

Wie steht es nun mit der Installation der Hilfssprache, und da ihr Gebrauch eine dauernde Einrichtung werden soll, mit ihrem Zukunftsdasein ?

Man glaubt gemeinhin, man brauche sich nur über eine bestimmte Kunstsprache allgemein zu einigen, erst die 'Sachver- ständigen', darauf die Regierungen, alsdann sei alles im rechten Geleise. So denkt namentlich der Naturforscher, der sich irgend eine Naturkraft Untertan macht und eine darauf gegründete Er- findung der Menschheit zur Benutzung bereit stellt. So sagt z. B. Ostwald: "Ist erst dieser Punkt erreicht [nämlich daß die Regie- rungen die Hilfssprache in den Yolksschulen lehren lassen], so folgt das übrige regelmäßig und naturnotwendig, und unsere Kinder oderlündeskinder werden sich der internationalen Sprache mit derselben Selbstverständlichkeit bedienen, wie wir heute die Eisenbahn oder das Telephon benutzen".

Aber es ist, denk' ich, ein ganz gewaltiger Unterschied, ob man mit einem derartigen Novum wie Eisenbahn und Telephon in die Kulturentwicklung der Völker eingreift, oder mit einer Erfindung, die das intimste Geistesleben der Volksgemeinschaften berührt und notwendigerweise ein Spiel aller der Triebe und Strebungen werden muß, die im Zusammenleben der Menschen die Seelen beherrschen. Die eigent- lichen Schwierigkeiten beginnen erst auf dem Punkt, wo der Weltsprachfreund für sein Projekt gewonnenes Spiel sieht.

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Wie diesen Schwierigkeiten begegnet werden kann, ist nicht zu ersehen, und ich für meine Person und vermutlich die meisten meiner Fachgenossen haben sich bisher hauptsächlich darum von den Weltsprachprojekten fern gehalten, weil es doch nicht als zum Beruf eines Linguisten gehörig betrachtet werden kann, daß er mit Hand anlege, ein Schiff zu erbauen, von dem schlechter- dings nicht zu sehen ist, wie es sich über Wasser zu halten ver- möchte, ja nicht einmal, wie es recht vom Stapel gelassen werden kann. Sollen wir bloß darum beispringen, weil ein Geschrei durch die Welt geht, einem Notstand müsse abgeholfen werden, und weü der aus Vertretern der verschiedenen Nationen und Berufs- kreise zu bildende Arbeitsausschuß doch nun einmal Mer Mit- wirkung geeigneter Philologen' nicht gut entbehren kann? Das wäre ein mißlich Ding. Denn, bewährt sich die Kunstsprache nach ihrer Einführung in alle Schulen nicht, und kommt es später zu einer europäischen, einer mehr als europäischen Blamierung, wem wird dann die Schuld gegeben werden ? Doch wohl nicht dem Chemiker oder dem Astronomen ! Nur über eines könnte sich vermutlich der Linguist dann freuen. Dem Publikum würde als- dann wohl klar, daß die Beurteilung des Sprachlebens doch keine so einfache Sache ist, wie heute so mancher meint.

Um dem Laien deutlich machen zu können, was ich meine, müßte ich auf die Grundfragen alles Sprachlebens näher eingehen. Das ist hier nicht möglich. Vielleicht läßt sich aber in Kürze wenigstens davon eine Vorstellung geben, in welcher Kichtung meine Bedenken bezüglich der Zukunft einer Kunstsprache liegen.

Die Sprache ist, wie alles kulturelle Tun, ununterbrochen der Entwicklung, dem Wandel unterworfen. Dabei sind in jeder Sprachart, wie sie über ein irgendwiegroßes Terrain, eine irgend- wiegroße Verkehrsgenossenschaft verbreitet ist, stets sowohl zen- trifugale, differenzierende Kräfte wirksam als auch zentripetale, ausgleichende. Auf der einen Seite wird also, z. B. durch Locke- rung des Verkehrs, Zunahme der 'dialektischen Variation* hervor- gerufen, während anderseits durch einen sehr regen allgemeinen Verkehr oder auch durch andere Umstände Abweichungen vom allgemeinen Usus, dem Einzelne oder auch ganze Gruppen in der Sprachgenossenschaft verfallen sind, wieder aufgehoben werden können. Die Ergebnisse der Wirksamkeit dieser beiden einander entgegengesetzten Tendenzen machen bei jeder Sprachart, die wir als eine Einheit anzuschauen pflegen, einen HauptteU ihrer Ge-

24 K. Brugmann,

schichte aus. Findet uun neben der N"ationalsprache des Landes in diesem eine andere Sprache Eingang und Verbreitung, etwa dadurch, daß man sie aus dem Mund der Fremden selbst, die in größerer Anzahl ins Land gekommen sind, erlernt, oder dadurch, daß sie in den Schulen gelehrt wird, so beginnt ein höchst ver- wickeltes Spiel von Yeränderungen durch sogenannte 'Sprach- mischung*. Denn es beeinflussen sich jetzt nicht nur die gleich- sprachigen Individuen, Avie vordem, sondern auch die hinzuge- kommene und die alteingesessene Sprache treten in Wechsel- wirkung. Hierbei ist nun für uns von Wichtigkeit, daß die Fremd- sprache nie rein bleibt, namentlich nicht im Lautlichen, in Wort- und Satzfügung und im Phraseologischen. Man denke etwa daran, wie sich das Englische im Mund anderer Völker ändert, auch wo man sich alle Mühe gibt, ihm nichts von seinen Eigentümlichkeiten zu entziehen, oder daran, daß die römische Sprache, nachdem sie sich über eine Reihe von Mittelmeerländern ergossen hatte, bei den verschiedenen IsTationen Änderungen durch die Sprache der Eingeborenen erfahren hat ; z. B. beruht das spanische h für /", wie in hijo 'Sohn' = lat. filius^ darauf, daß die Iberer in ihrem Lautbestand f nicht hatten und da, avo sie die Römer f sprechen hörten, das ihnen geläufige h substituierten.

Es leuchtet hiernach ein : um ihren Zweck auf die Dauer er- füllen zu können, dürfte die internationale Sprache bei und nach ihrer Einführung keinen stärkeren Einwirkungen verfallen von Seiten der verschiedenen Sprachen, neben denen sie von einem jeweils kleineren oder größeren Bruchteil der Bevölkerung zu gebrauchen wäre. Über die buntscheckige Sprachenkarte Europas ausgegossen, müßte die Hilfssprache ihre eigene Farbe auf die Dauer wahren können ; es dürften keine Verfließungen eintreten, die zu solchen Verschiedenheiten führten, daß das gegenseitige Verstehen sehr wesentlich beeinträchtigt und allmählich ganz aufgehoben würde. Wie das abzuwenden wäre, sehe ich nicht.

Im Vaterland, im Verkehr mit den eigenen Volksgenossen sich der internationalen Kunstsprache auf die Dauer zu bedienen, gäbe es für niemanden einen natürlich gebotenen Anlaß. Nur das Erlernen und Lehren der Kunstsprache wäre die Zeit, wo man im eignen Lande diese Sprache spräche, so wie jetzt unsere Esperantisten an ihren Clubabenden Esperanto reden, was gewiß keiner von ihnen sein ganzes Leben hindurch fortzusetzen ge- willt ist oder, wenn er es sich auch vornähme, wirklich täte. Ja

Die neusten Weltsprachprojekte. 25

man müßte geradeza davor warnen, im Vaterland mit den Volks- genossen sich viel in der Kunstsprache zu üben. Denn je mehr dies geschähe, um so mehr nähme diese ja die Farbe der Landes- sprache an.

Nun wird man sagen: "um dem drohenden Übel, daß diö Grundfarbe der Hilfssprache nicht genügend gewahrt bliebe, zu begegnen, für die in allen Landen notwendigerweise einreißenden Eigenbrödeleien das nötige Gegengewicht abzugeben, dazu dient ja der internationale Verkehr, der hier die zentripetale Kraft dar- stellt! Die ganze internationale Korrespondenz, die über alle Länder verteilten Druckschriften, die vielen Reisen im Fremdland usw. !" Nun, das ist alles recht schön und wirkt auch zentripetal. Und dennoch zweifle ich.

Wenn das Französische in Deutschland oder in England schlecht und falsch gesprochen oder geschrieben wird, so ist davon für das Französische selbst nichts zu befürchten. Denn die Franzosen stellen die Norm dar, nach der sich alle Nicht- franzosen zu richten haben und richten, und die auch Norm bleibt, wenn sie sich selbst im Lauf der Zeit noch so stark ver- schiebt. Die französische Sprache, und so jede lebende Sprache, hat eine Heimat. Wenn aber die internationale Kunstsprache, die nichts Bodenständiges ist, sondern eine dreiste freie Mache Ein- zelner, hier und da und dort Seitensprünge tut, und wenn die kulturelle Weiterentwicklung der Menschheit Um- und Neubil- dungen in dieser Sprache nötig macht, woher sollen dann Norm und Regel geholt werden? Wo ist die Autorität, und wer hält das Ganze in Zucht? Glaubt man denn im Ernst, man käme dann mit einer Zentralstelle, etwa einer 'Akademie' (aufs Aka- demiegründen verstehen sich ja die Weltsprachler), aus, die 'unter Mitwirkung geeigneter Philologen' zu arbeiten hätte, und an deren Spitze man dann einen, am besten zunächst den Erfinder der Sprache selbst, als eine Art Sprachpapst stellte? Besser freilich wäre wohl eine andere Auskunft. Man gründe der Hilfs- sprache ein eigenes Vaterland es braucht nicht groß zu sein, am besten eine Insel im Ozean , wo einzig und allein diese Sprache gesprochen werden darf. Bei der nötigen Beaufsichtigung durch die Kulturstaaten könnten dort zentrifugale Tendenzen wohl hinlänglich niedergehalten werden. Dort hätte man dann die Norm, und von dort aus wäre dann der Hilfssprache, wenn sie sich im internationalen . Verkehr selber nicht mehr zu helfen wüßte,

26 K. Brugmann,

ihre Einheitlichkeit zu wahren. Doch hiervon genug! Es ist noch anderes zu bedenken.

Die künstlichen internationalen Sprachen hat man öfters Homunculi genannt. Zwischen Gustav Meyer ^) und Schuchardt hat sich darüber eine Debatte entsponnen: Schuchardt will den Vergleich nicht gelten lassen. Ich gebe nun meinerseits gerne zu, daß der Vergleich hinkt, und selbstverständlich ist ein Ver- gleich nie ein Beweis. Aber in einem Punkte ist er jedenfalls völlig zutreffend, und darum kann ich es nicht tadeln, wenn man, z. B. jetzt wieder Diels (S. 32), das Bild weiter gebraucht. Alle natürlichen Sprachen, die wir kennen, d. h. alles Sprechen der verschiedenen Völker, so weit wir dessen Geschichte rück- wärts verfolgen können beruhen auf unendlich vielen geistigen Wechselwirkungen, die von uralten Zeiten her zwischen den In- dividuen der betreffenden Volksgemeinschaft sowie zwischen diesen und Angehörigen anderer Volksgemeinschaften stattgefunden haben, und jede Sprache stellt einen Typus dar, der sich nicht wiederholt, nicht wiederholen kann. In allem Sprachlichen setzt immer nur die Gegenwart die Zwecke, die Mittel aber sind ein Vermächtnis der Vergangenheit, und die Tradition ist für jeden beliebigen Zeitpunkt einer Sprachentwicklung Existenz- und Wei- terexistenzbedingung. Nun sind ja auch unsre Kunstsprachen nicht völlig frei ersonnen, sondern sie schöpfen aus der Tradition so und so vieler natürlicher Sprachen. Und umgekehrt geht in die natürliche Sprache auch manches ein und wird mit in die Zu- kunft weitergetragen, was individuelle Willkür eines Einzelnen oder einiger weniger Sprachgenossen auf den Markt geworfen hat. Aber eben weil da jedes nur einzeln für sich im Ganzen Aufnahme heischt, nie vieles und verschiedenartiges zu gleicher Zeit, und weil es vielen mehr oder M^eniger aus der Seele gesprochen ist und wenigstens die Gesamtorganisation der Sprache nicht be- rührt, wird es leicht assimiliert. Dort aber, bei der Kunstsprache, ist derHauptsache nach dieTradition einfach überschlagen. Der Haupt- sache nach bleibt die Kunstsprache eine individuelle Schöpfer- mache, bei der nichts die Probe, ob es sich zum Ganzen organisch

1) G. Meyer sagt: "Leben und Wachstum, zwei Begriffe, die man mit Recht auf die Sprache übertragen hat, sind für Volapük unmögUch, weil kein Blut in seinem Körper rollt, wie es nur die natürliche Zeugung gibt. Es ist ein lebensschwaches Geschöpf, dem der frühe Tod auf der Stirn geschrieben steht; es ist ein Homunculus".

Die neusten Weltsprachprojekte.

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fügt, bestanden hat. Sie möchte aber ebenso aufgenommen, in die Gesellschaft der bestehenden Sprachen hineingestellt sein, als wenn sie, wie diese, aus dem tiefsten Hintergrund der Volks- geschichte still und geheimnisvoll hervorgewachsen wäre.

"Was man an der Natur Geheimnisvolles pries, Das wagen wir verständig zu probieren, Und was sie sonst organisieren ließ, Das lassen wir krystallisieren."

Da ist das Homunkulusbild doch wohl nicht so ganz unan- gebracht.

Nun ist es freilich für die Erlernung der Kunstsprache, wie sich diese in Grammatik und Wörterbuch präsentiert, einerlei, ob sie eine Vorgeschichte hat oder nicht. Denn man lernt ja auch z. B. Lateinisch aus Büchern und lernt lebende Sprachen wie Französisch oder Englisch, ohne sich bei der Aneignung dieser Sprachen von ihrer Vorgeschichte berührt zu fühlen. Die Frage ist also nur die, ob das, was man lernen soll, was alle beteiligten Nationen lernen sollen, die Homunkulussprache, von vorn herein eine so breite und feste Basis ist, daß es den Zwecken, zu denen es da ist, entspricht. Ist es also möglich, die Hilfssprache von vornherein nach allen Richtungen hin, im Lautlichen, im Formalen, im Syntaktischen, im Wortschatz, in der Phraseologie so unver- rückbar fertig und fest zu stellen, daß jedes Volk sofort das rechte Verhältnis zu ihr zu gewinnen und sofort alles im Verkehr zwischen den verschiedenen Nationen recht Wurzel zu fassen vermag? Man denke z. B. an die gewaltigen Schwierigkeiten, die die Phraseo- logie bereitet, da man es ja nicht jedem Volk überlassen dürfte, seine zahlreichen verblaßten bildlichen Ausdrücke, die andere Völker nicht kennen, in die gemeinsame Sprache hineinzuwerfen. Ich muß das durchaus bezweifeln. Träte das Werk aber mit sehr zahlreichen Ungeschicklichkeiten, Unsicherheiten und Lücken ins Leben, so wäre damit schon von vorn herein der Differenzierung und damit dem Zerfall des Ganzen Tür und Tor geöffnet.

So sehe ich also weder, wie das Schiff später über Wasser gehalten werden kann, noch auch, wie es die erste wirkliche Berührung mit dem Wasser vertrüge. Denn daß sich jetzt schon Leute, die verschiedenen Nationen angehören, in dieser oder jener Kunstsprache verständigt haben, kann ich keinen Stapel- lauf nennen.

28 K. Brugmann,

Wenn in der "Weltsprachsache überhaupt etwas zu erreichen ist, so wird es sicher nicht durch die erreicht werden, die sich nur anschließen, w^eil sie dem ewig Heutigen huldigen, dem nach- laufen, wovon gerade alle Welt spricht, sondern nur durch den geduldigen Ernst solcher Fachleute, die von der Notwendigkeit einer Allgemeinsprache fest überzeugt sind. Und mit diesen möchte ich zum Schluß noch einen Vergleich zu schließen ver- suchen. Denn vielleicht ist das Projekt trotz allem und allem nicht in Bausch und Bogen zurückzuweisen.

Ich habe mich in den bisherigen Betrachtungen insofern auf den Standpunkt der Weltsprachfreunde selbst gestellt, als ich angenommen habe, es gelte die Erfindung einer Hilfssprache, die in mündlichem wie in schriftlichem Gebrauch sowohl den Bedürfnissen des täglichen Lebens als auch den Zwecken des Handels und Verkehrs und den Aufgaben der Wissenschaft zu dienen imstande sei. Das besagt ja die 'Erklärung' der Delegation, der sich Laien wie Männer der Wissenschaft und sogar ein paar mit Recht hochangesehene Vertreter der Sprachwissenschaft an- geschlossen haben. Aber nur gegen die Ausdehnung des Gebrauchs einer Hilfssprache in diesem weiten Umfang verhalte ich mich, nach meiner besten Überzeugung, absolut ablehnend. Will man sich dagegen darauf beschränken, erstlich daß die Hilfssprache nur dem schriftlichen internationalen Verkehr zugute kommen soll, und zweitens darauf, daß sie nur in gewissen engeren Sphären, etwa im Handel, wo man es mit einer ziemlich ge- schlossenen und leichter überschaubaren Terminologie und Phra- seologie zu tun hat, und wo alle andern Ansprüche an die Sprache als der auf Verstehbarkeit fortfallen, ihre Stätte haben soll, so sage ich : fiat experimentum !

Dann brauchte die Sprache nicht gleich in allen Schulen eingeführt zu werden, sondern überhaupt nicht in Schulen oder höchstens in den betreffenden Fachschulen. Für die Staatsbehörden würde dann das ungeheure Risiko ganz wesentlich reduziert, und nur so auch werden sie, wenn überhaupt, für das Projekt zu haben sein.

In Deutschland ist durch die neueren Fortschritte der Sprachwissenschaft, insbesondere durch Bücher wie Hermann Pauls Trinzipien der Sprachgeschichte' und Wilhelm Wundts

Die neusten Weltsprachprojekte.

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'Völkerpsychologie, Erster Band : Die Sprache' das Verständnis für Wesen und Leben der Sprache erfreulich gcAvachsen. Mit ein Beleg hierfür ist mir die Tatsache, daß der neuerliche An- drang der Weltsprachler gerade in Deutschland unter den Ge- bildeten weniger bis jetzt erreicht hat als anderwärts, weit weniger jedenfalls als z. B. in Frankreich ^). Kommt man nun mit einem Programm, das so maßlos weit geht wie das der Delegation, so verscherzt man sich überhaupt die Zustimmung derer, die für ein bescheideneres Ausmaß vermutlich zu haben ge- wesen wären. Und so sind, wie ich glauben möchte, auch außer- halb Deutschlands lYankreich dabei durchaus nicht ausge- schlossen — recht viele, die der ganzen Sache nur darum den Kücken kehren, weil sie einen vielleicht guten Kern von allzu phantastischen Gebilden umhüllt sehen. Auch hier also dürfte gelten : weniger wäre mehr. Weniger wäre aber in unserer ganzen Sache auch insofern mehr, als es besser gewesen wäre, nicht alle Welt mit dem völlig unreifen Projekt in Aufregung und in Aktion zu versetzen. Denn hierin kann, meine ich, jeder nüchtern Denkende nur eine große 'Energievergeudung' erblicken, und durch diese Agitation werden die Instanzen, in deren Händen die wirkliche Entscheidung ruht, schließlich nur dahin gebracht, sich überhaupt zurückzuhalten.

1) Nicht so denkt freihch Ostwald. Er sagt ('Die Weltsprache' S. 14) : "In Deutschland hat die [gegenwärtige] Bewegung für die internationale Sprache am wenigsten Fuß gefaßt. Es fällt mir einigermaßen schwer, den Grund hierfür ausfindig zu machen, zumal die Schaffung derartiger Sprachen von Deutschen mit besonderer Vorliebe betrieben worden ist ; ich erinnere nur an das Volapük von Schleyer. Hängt dies mit dem komischen Schul- stolze zusammen, den der Durchschnitts-Deutsche noch heute empfindet, wenn man ihm Komplimente über seine Beherrschung irgend einer fremden Sprache macht ? In dieser Beziehung herrschen allerdings unter uns noch recht veraltete Anschauungen." Daß das Esperanto so viel Erfolg gerade in Frankreich gehabt hat, erklärt sich Couturat (a. a. 0.) so : "Es rührt einfach daher, daß die Begeisterung für allgemein menschliche Angelegen- heiten bei den Franzosen eine nationale Tradition ist; sie haben, wie Herr Breal bemerkt, noch nicht die Gewohnheit verloren zunächst zu fragen, was der Menschheit nutzt, bevor sie an ihren eignen Nutzen denken." Ob das in Wirklichkeit der einzige Grund ist ??

II.

Zur Kritik des Esperanto.

Von

A. Leskien.

Wenn man sich auf den Standpunkt stellt, die prinzipielle Frage als zugunsten einer Weltsprache entschieden anzunehmen, so erhebt sich die weitere Frage: wie sind die bisherigen Ver- suche, eine solche Weltsprache herzustellen, ausgefallen ? Ist einer unter ihnen, der als gelungen oder annehmbar gelten kann? Es ist natürlich nicht möglich, die zahlreichen vorhandenen Unter- nehmungen dieser Art, die alle viele Anhänger hatten oder haben, hier durchzunehmen. Da aber nicht nur von den Anhängern des Esperanto, sondern auch von solchen, die nur im allgemeinen künstliche Weltsprachen befürworten, diese künstliche Sprache als der gelungenste aller bisherigen Versuche gepriesen wird, so wird eine Prüfung dieser auch einen Maßstab für den Wert der vermeintlich unvollkommneren geben können.

Von einer Weltsprache wird man zu allererst erwarten, daß sie leicht erlernbar sei. Leicht lernbar ist sie dann, wenn sie in Lauten, Formen und Satzbildung möglichst einfach ist, d. h. keine schwer sprechbaren Laute und Lautverbindungen aufweist, keine überflüssigen Deklinations- und Konjugationsformen besitzt und keine schwer zu empfindenden Finessen in Wortbedeutung und Satzbildung aufweist. Wie verhält sich in diesen Beziehungen das Esperanto?

I. Die Laute. Über diese brauchte man kein Wort zu ver- lieren, wenn es sich um eine Sprache handelte, die nur geschrieben würde, deren Wortbilder also nur mit dem Auge aufgefaßt werden sollten. Das ist aber nicht die Meinung ; das Esperanto soll gesprochen werden. Es soll gesprochen werden sehen wir von Asiaten und Afrikanern einmal ab von Europäern sehr verschiedener Sprachen : Eomaneu, Germanen, Slaven, auch nicht etwa nur von höher Gebildeten, sondern von jedermann. Die Artikulationsbasis,

32 A. Leskien,

d. h. die ISTormalstellung (die Ruhelage) der Sprachorgaue, von der die Bildung der einzelnen Laute, ihre Aussprache, abhängt, und das Artikulationsvermögen, d. h. die Fähigkeit, gewisse Laute hervorbringen zu können, die Unfähigkeit, gewisse andere zu erzeugen, sind bei diesen Völkern außerordentlich verschieden. Man dürfte nun erwarten, daß jemand, der für alle jene Völker ein gemeinsames Verständigungsraittel aufstellen will, sich die Frage vorlegt: welche Laute und Lautverbindungen sind ihnen allen gemeinsam oder annähernd bei ihnen gleich, also auch für alle leicht sprechbar. Darnach hätte er weiter zu fragen : welche Laute und Lautverbindungen sind nach allgemeinen lautphysio- logischen Erwägungen und nach Analogie der vorhandenen, allen gemeinsamen Laute noch als leichter sprechbar anzusehen. Auf Grundlage dieser Festsetzung wäre dann das Wortmaterial, also ein für die betreffenden Völker im ganzen leicht sprechbares, festzustellen und zu formen.

Der Erfinder des Esperanto .entspricht dieser Erwartung durchaus nicht. Er hat im Gegenteil seine "Weltsprache unge- wöhnlich schwer sprechbar gemacht. Dazu einige Beispiele :

Außerordentlich häufig braucht das Esperanto die Laute tsch (geschrieben c) dsch (geschrieben g ; eigentlich d -f- fran- zösisch j), und das französische jod (geschrieben }). Die beiden letzten kommen in der deutschen Sprache überhaupt nicht vor, das tsch nur im Innern von Worten, am Anfang nie. Trotzdem mutet nun der Dr. Zamenhof den Deutschen zu, sich dem an- zubequemen ; noch dazu ganz ohne Not, denn diese Laute hätten sich völlig vermeiden lassen und wären von jedem vermieden worden, der sich lebendige, sprechende Menschen vorstellt und nicht bloß eine Weltsprache in abstracto.

Ferner: es ist jedem, der französisch kann, bekannt, daß diese Sprache die Diphthonge (wie im Deutschen ai au usw.) vermeidet. Der Esperantoerfinder überlädt seine Sprache geradezu mit solchen: aw, ew, ai, ee, m, ui (geschrieben aw, aj usw.). Sie kommen auch nicht etwa nur in einzelnen Wörtern vor, sondern außerordentlich häufig, z. B. jeder Plural endet auf -oj oder -o;, patroj Väter, bonaj viroj gute Männer. Es werden damit den Franzosen eine Menge für sie schwer sprechbarer Silben auf- gebürdet.

Weiter : es ist bekannt, daß kein Engländer die Konsonanten kn am Wortanfange spricht, sondern statt dessen einfaches

Zur Kritik des Esperanto. 38

n : knave = nän\ Der Erfinder des Esperanto scheint das nicht zu wissen, sonst würde er doch wohl nicht höchst ungeschickter- und überflüssiajerweise das deutsche Wort *Knabe' als knabo in seine Sprache aufgenommen haben.

Derartige Ungeschicklichkeiten ließen sich noch viele auf- zählen. Es sei aber nur noch auf zwei allgemeinere Dinge hingewiesen.

Erstens: jeder Sprachforscher, auch jeder aufmerksame Sprachlehrer weiß, daß zwei nebeneinander gesprochene Laute einander beeinflussen, daß in ganz besonderm Grade «-Laute verändernd auf vorangehende Konsonanten einwirken (es sei erinnert an die italienische Aussprache des latein. k [c] als tsch, z. B. tschittd = kivitas). Er weiß ferner, daß diese Wirkung be- sonders leicht eintritt, wenn die Lautfolge Konsonant + « -f- Yokal stattfindet, und daß die verschiedenen Völker solche Laut- gruppen sehr verschieden behandeln. Die Aufgabe einer Welt- sprache wäre es daher, solche Gruppen möglichst zu vermeiden. Das Esperanto aber wimmelt geradezu von Silben wie kiu, kia, kie, tiu^ tio, tschia. Deutsche, Engländer, Italiener, Franzosen, Slaven werden all das verschieden aussprechen müssen nach der ihnen eigentümhchen Sprechweise. Das i solcher Silben verwandelt sich, mag auch der Esperantogrammatiker vorschreiben, man solle es deutlich aussprechen, ohne weiteres in j\ und dann werden z. B. kjo und tjo im Munde der meisten Leute einfach zusammenfallen. Wer es als Deutscher, Engländer, Skandinavier fertig bringt, im Sprechen deutlich zu unterscheiden die Espe- rantowörter : kiuj welche, tiuj jene, tschiuj alle, der verdient alle Bewunderung.

Zweitens: der Esperantoerfinder schreibt vor, man solle jedes Wort auf der vorletzten Silbe betonen, hat aber dabei nicht bedacht, daß er auf diese Weise eine Menge unbetonter Endsilben schafft, die, wenn sie deutlich hörbar sein sollen, mit stark im Klang verschiedenen und darum leicht unterscheid- baren Vokalen versehen sein müssen. Er tut aber gerade das Gegenteil, z.B. es heißt: ich liebe mi dmas, ich werde lieben mi ämos^ ich würde lieben mi dmus. Man lasse das einmal einen Deutschen oder Engländer auch nur mit der gewöhnlichen Sprech- geschwindigkeit aussprechen, und man wird sofort merken, daß die Endsilben -«s, -os, -us mit einem dumpfen unterschiedslosen Vokal gesprochen werden, so daß die Bedeutungsunterschiede

3

34 A. Leskien,

der Formen verschwinden. Alle Vorschriften der Esperantolehr- bücher oder Esperantolehrer werden dagegen nichts ausrichten.

Diese für einen Sprachforscher auf der Hand liegenden einfachen Dinge sind, wie es scheint, dem Herrn Zamenhof völlig unbekannt. Er hat nicht die einfachsten lautphysiologischen Beobachtungen gemacht. Es hat ihm das aber nicht geschadet, denn Naturforscher, die so viel A^^ert auf Beobachtung legen, preisen sein Werk in vollen Tönen.

n. Wörter und Wortformen. Die ungeheure Mehrzahl der Wörter des Esperanto ist aus den romanischen Sprachen genommen. Dagegen ist gar nichts einzuwenden. Aber der Esperantoerfinder hat es nicht lassen können, den Wortschatz dieser Sprachen zu verbessern. Untersucht man das dabei eingeschlagene Verfahren, so kommt man auf fast unglaubliche Dinge. Z. B. Water" heißt pcitro. Es wird nun wohl jeder er- warten, daß 'Mutter' durch matro wiedergegeben wäre, denn das Wort lautet ähnlich so von Kalkutta bis Island. Aber durch- aus nicht; Herr Zamenhof braucht die Endung -ino als Be- zeichnung weiblicher Wesen gegenüber männlichen gleicher Art, z. B. tschevalo heißt bei ihm Tferd', tschevalino 'Stute', folglich hängt er an patro sein -ino an, und die Mutter heißt patrino^ zu deutsch 'Vaterin'. Daß es eine Verdrehtheit ist, 'Mutter' in der Weise als Femininum zu 'Vater' hinzustellen, wie 'Stute' zu 'Hengst', scheint keinem Esperantisten aufzufallen. Das schöne Gebilde verdankt sein Dasein nur dem Grundsatz, der im Espe- ranto wie in andern Weltsprachen oft recht verständnislos ge- handhabt wird, keine 'Ausnahmen' von 'Regeln' zuzulassen.

Ferner: mit der Vorsilbe mal- werden Gegensätze aus- gedrückt, z. B. bona gut, malbona schlecht, felüscha glücklich, malfelitscha unglücklich. Nun erfindet aber Herr Zamenhof ganz eigentümliche Gegensätze, z. B. ist bei ihm 'Greis' der Gegen- satz von 'Jüngling'. Da 'Jüngling' junulo heißt, muß der Greis maljunulo heißen, ebenso verdreht wie patrino.

Dazu eine allgemeine Bemerkung. Es ist eine sehr ein- fache Sache, Vor- und Nachsilben zu erfinden oder vorhandenen Sprachen zu entnehmen, durch die man Ableitungen mit be- stimmten Bedeutungsfärbungen herstellen kann, wie z. B. im Deutschen durch -lein oder -chen Verkleinerung {Männchen^ Männlein) oder durch -ei Ländernamen u. a. {Türkei, Bäckerei). Aber schwierig ist, den Umfang von Vorstellungen festzulegen,

Zur Kritik des Esperanto.

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^er durch solche Ableitungen bezeichnet werden soll. Die Esperantisten sind darin der absoluten Willkür und den z. T. abstrusen Einfällen Zamenhofs preisgegeben: -ejo dient bei ihm in Ableitungen von Verben zur Bezeichnung des Orts, wo die Handlung vor sich geht, z. B. kuiri kochen, kuirejo 'Kochort' ^= Küche. Nun fällt ihm ein, daß das Kirchengebäude ein Ort ist, wo gebetet wird, flugs entsteht aus pregi (beten) pregejo 'Betört' = Kirche. Man übersetze darnach ins Esperanto: der Papst ist das Oberhaupt der katholischen Kirche, und man sieht sofort das Unsinnige solcher Bildungen. Die CKKXricia toü Oeoö ist eben noch etwas anderes als ein 'Betört'. Mit -ego wird Ver- größerung ausgedrückt, z. B. mano Hand, manego große Hand. Dr. Zamenhof stellt sich nun ein 'Tor' als große Tür vor, Tür heißt pordo^ folglich Tor pordego. Vielleicht erinnert sich aber mancher Esperantist an große Türen und kleine Tore. Diese Vergrößeraugsendungen (Amplifikativsuffixe) finden sich in manchen Sprachen überhaupt nicht und nötig sind sie sicher nicht; ins Esperanto wird eine aufgenommen ohne alle weitere Bemerkungen, und doch verbindet sich in den Sprachen, die ■sie haben, sehr gewöhnlich mit solchen Bildungen der Neben- begriff des Ungeschlachten, Plumpen, Häßlichen, Verächtlichen. Ich finde keine Vorschrift, daß dieser im Esperanto ferngehalten werden soll, obwohl Zamenhof selbst dahinein verfällt, wenn er mano durch polnisch reha (d. i. Hand), dagegen manego durch iapa (d. i. Tatze; Hand nur in verächtlichem Sinne) wiedergibt.

Bei jeder von ihm aufgestellten Bildungssilbe könnte man ähnliche Bemerkungen machen. Ich verzichte darauf und weise noch hin auf die Unüberlegtheit, mit der z. T. diese Endungen ausgewählt sind : -ero bezeichnet ein einzelnes aus einem Haufen gleicher Dinge, z. B. sablo Sand, sablero Sandkorn. Bei der be- haupteten unfehlbaren Regelmäßigkeit des Esperanto dürfte das ~ero nicht vorkommen, wo es jene Bedeutung nicht hat, aber unbedenklich werden französische Wörter auf -er, -ewr, deutsche oder englische auf -er mit der Endung -ero ins Esperanto auf- genommen, z. B. dangero (danger), papero (papier), kajero {cahier\ rivero [rivüre^ oder aus engl, river)^ ingeniero {ingenieur), vetero (Wetter) u. a. Genau wie in den natürlichen Sprachen, dasselbe bedeutet sehr verschiedenes.

Wenn der Esperantoerfinder das Deutsche zu Hilfe nimmt, ^ird er ganz merkwürdig. Er weiß, daß man im Deutschen zu-

3*

36 A. Leskien,

weilen durch die Vorsilbe ge- Dinge zusammenfaßt, die an sich eng zusammenhängen, z. B. 'Geschwister', er übersetzt das also durch gefratoj ins Esperanto, hat aber offenbar gemeint, man könne eine beliebige Gruppe aus Männlichem und Weiblichem so zusammenfassen; denn nur so konnte er auf den Einfall kommen, Treund und Freundiü' als ein geamikoj zu verbinden. Daß es keinem Menschen sonst einfallen würde, seinen Freund und seine Freundin, wenn sie nicht zufällig ein Ehepaar sind, so zusammenzufassen, ist wohl klar genug.

Wir kommen dann zu den Wortformen; darüber nur ein paar kurze Bemerkungen. Die Deklination macht der Esperanto- erfinder zurecht nach den romanischen Sprachen, also mit Prä- positionen, z. B. de la patro des Yaters, al la patro dem Vater, Das ist ganz gut. Aber er muß hier wieder verbessern. Bekannter- maßen haben die romanischen Sprachen beim Nomen keinen Ak- kusativ, das Englische auch nicht, d. h. diese Sprachen unterscheiden den Akkusativ formell nicht vom Nominativ. Auch das Deutsche tut das nur in einer Wortkategorie und auch da nur in der Einzahl, bei den männlichen Substantiven (der Mann den Manu), in allen anderen Fällen läßt es Nominativ und Akkusativ eben- falls zusammenfallen. In der Tat ist der Akkusativ völlig über- flüssig; abei' Herr Zamenhof führt ihn in seine Sprache ein. Beim Verbum ist es nicht anders: es gibt sechs Participia, darunter ein Participium f uturi passivi, z. B. farota 'gemacht werden werdend'. Das heißt dann Vereinfachung. Es tritt hier ein Zug zutage, den man häufig bei ihm trifft und der auf den Sprachforscher ge- radezu komisch Avirkt: man sieht auf Schritt und Tritt, wie der Herr mit seinen Vorstellungen gebunden ist an die gewöhnliche lateinische Schulgrararaatik und über deren Leisten geschlagene Schul graramatiken moderner Sprachen.

ni. Syntaktische Verhältnisse und Bedeutungsunter- schiede. Wenn etwas für eine Weltsprache notwendig ist, so ist es die Einfachheit der Satzverhältnisse und die möglichste Ver- meidung unnötiger, d. h. für das gegenseitige Verständnis über- flüssiger Finessen. Der Esperantoerfinder scheint es darauf an- zulegen, recht überflüssige Unterscheidungen hineinzubringen. Ein Beispiel: im Englischen ist ein bestimmter Bedeutungs- unterschied zwischen I love und / am loving. Der ist für die meisten Menschen aus andern Sprachen gar nicht so leicht faßbar; man muß schon recht gut englisch können, um diese Wendungen

Zur Kritik des Esperanto. 37

richtig zu brauchen. Jedenfalls sind sie für eine "Weltsprache total überflüssig. Nicht so für das Esperanto, da gibt es I am loving estas amanta; I was loving estas aminta; I shall be loving estas amonta. Damit hört das lange noch nicht auf, aber es würde zu weit führen, darauf weiter einzugehen. "Weil es in mehreren Sprachen einen Konjunktiv gibt, hat Herr Zaraenhof für nötig erachtet, auch dem Esperanto einen zu ver- leihen. "Wie wenig er nötig ist, zeigen die Lehrbücher des Espe- ranto selbst. So wird in dem mir gerade vorliegenden der Satz mi deziras, ke U estu (Konjunktiv) felica übersetzt mit 'ich wünsche, daß er glücklich ist' (statt 'sei'). In einem Esperantolehrbuch zähle ich siebenzehn Partikeln (Bindew^örter) zur Einleitung unter- geordneter Sätze (Nebensätze). Ihre Unzweckmäßigkeit ist er- staunlich, aber sie ließe sich nur auseinandersetzen durch die Anführung vieler Einzelheiten mit Beispielen, was hier nicht tunlich ist. Ich kann hier nur betonen, daß die syntaktischen "Ungeschicklichkeiten des Esperanto nicht geringer sind als die in andern sprachlichen Verhältnissen.

Ich fasse mein Urteil dahin zusammen : das Esperanto zeigt, daß sein Erfinder, ohne jede lautphysiologische Beobachtung und ohne Erfahrung aus der wirklichen Sprachen weit, sich die prinzipiellen "V^orfragen, die vor der Aufstellung einer Weltsprache zu erledigen wären, gar nicht aufgeworfen hat. Er hat, gebunden an die Yorstellungen, die er aus der Schulgrammatik mitgebracht hat, sein Elaborat auf dem Papier gemacht, ohne eine Ahnung, was in der Sprache nach Maßgabe der vorhandenen, beobacht- baren menschliljhen Sprachen als schwer oder leicht, als nötig oder unnötig, als zweckmäßig oder unzweckmäßig betrachtet wer- den kann. Sein "Werk ist daher ein gänzlich mißlungener Yersuch, das Problem der "Weltsprache zu lösen.

Zum Schluß möchte ich noch eins hinzufügen : ich habe mehrmals gesagt, das Esperanto sei schwierig. Seine Anhänger und die "Verfasser der Lehrbücher behaupten das Gegenteil. Schwer und leicht sind ja relative Begriffe, und wer das Esperanto leicht nennt, kann dies nur aus seiner persönlichen Erfahrung tun. Da darf ich dann wohl auch von meiner Erfahrung sprechen. Ich habe in meinem Leben recht viele Sprachen gelernt, darunter auch slavische, die ja für sehr schwierig gelten, und beherrsche diese in hohem Grade, spreche sie auch. Daß ich die Fähigkeit, solche Sprachen zu erlernen, auch jetzt noch besitze, habe ich erst vor

38 A. Leskien, Zur Kritik des Esperanto.

einigen Jahren an einer für schwer geltenden Sprache erprobt. Nun habe ich den Versuch auch am Esperanto gemacht und zu meiner eigenen Überraschung gefunden, daß diese künstliche Sprache mir schwer wurde, obwohl ich wahrscheinlich ebensoviel Latein, Französisch, Italienisch verstehe wie die meisten Esperan- tisten, also dieselbe Erleichterung bei der Aneignung des Wort- schatzes habe. Yon einer Beherrschung des Esperanto in einigen Monaten oder gar Wochen könnte bei mir keine Rede sein. Damit will ich nicht bezweifeln, daß Leute, die zum Sprachenlernen be- gabter sind, das wirklich fertig bringen. Um darüber aber sicher zu urteilen, müßte man erst von denen, die das Esperanto be- herrschen, genaue Mitteilung haben, wieviel Zeit sie wirklich dazu gebraucht haben. Unter 'beherrschen' verstehe ich aber, daß sie das Esperanto ganz oder annähernd handhaben können wie ihre Muttersprache. Daß man mit Hilfe eines Esperanto- lehrbuchs in kurzer Zeit einen Brief in Esperanto verfassen oder für einen öffentlichen Vortrag ein paar Sätze zusammen- stoppeln kann, beweist nichts, und allgemeine Redensarten von begeisterten Anhängern der Weltsprache über die Leichtigkeit des Esperanto sind ganz wertlos.

VERLAG VON KARL J. TRÜBNER IN STRASSBURG.

Grimdriss

der

vergleichenden Grammatik

der

indogermanischen Sprachen.

Kurzgefasste Darstellung der Geschichte des Altindischen, Alt- iranischen (Avestischen und Altpersischen), Altarmenischen, Alt- griechischen, Albanesischen, Lateinischen, Umbrisch-Samnitischen, Altirischen, Gotischen, Althochdeutschen, Litauischen und Alt- kirchenslavischen von

Karl Brugmann und Berthold Delbrück

ord. Professor der indogernn. Sprach- ord. Professor des Sanskrit und der Wissenschaft in Leipzig. vergl. Sprachkunde in Jena.

L Bd.: EINLEITUNG UND LAUTLEHRE von Karl Brugmann. Zweite Bearbeitung, i. Hälfte 1—694). Gr. 8». XL, 622 S. 1897. M. 16.—

2. Hälfte (§695-1084 und Wortindex zum I.Band). Gr. 8". IX u. S. 623-1098. 1897. M. 12.

Beide Hälften in einem Band in Halbfranz geb. M. 31.

II. Bd.: LEHRE VON DEN WORTFORMEN UND IHREM GE- BRAUCH. Von Karl Brugmann. Zweite Bearbeitung. I. Teil: Allgemeines. Zusammensetzung (Komposita). Nominalstämme. Gr. 8'». XIV, 685 S. 1906.

M. 17.50, in Halbfranz geb. M. 20.

WORTBILDUNGSLEHRE. 2. Hälfte, I. Lief.: Zahlwort- bildung, Casusbildung der Nomina (Nominaldekli- nation), Pronomina. Gr. 8°. 384 S. 1891. M. 10.

2. Hälfte, 2. (Schluss-)Lief. Gr. 8°. XII, 592 S. 1892. M. 14.

INDICES (Wort-, Sach- und Autorenindex) von Karl Brugmann. Gr. 80. V, 236 S. 1893.

M. 6.—, in Halbfranz geb. M. 8.50

III. Bd.: SYNTAX von B. Delbrück. I. Teil. Gr. 80. VIII, 774 S. 1893. M. 20. , in Halbfranz geb. M. 23.—

IV. Bd.: 2. Teil. Gr. 80. XVII, 560 S. 1897.

M. 15.—, in Halbfranz geb. M. 18.—

V. Bd. : 3, (Schluss-)Teil. Mit Indices (Sach-, Wort-u. Autoren- Index) zu den drei Teilen der Syntax von C. Cappeller. Gr. 8». XX, 606 S. 1900. M. 15.—, in Halbfranz geb. iVI. 18.—

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VERLAG VON KARL J. TRÜBNER IN STRASSBURG.

KURZE

VERGLEICHENDEGRAMMATIK

DER

INDOGERMANISCHEN SPRACHEN.

Auf Grund des fünf bändigen „Grundrisses der vergleichenden

Grammatik der indogermanischen Sprachen von

K. Brugmann und B. Delbrück" verfaßt

VON

KARL BRUGMANN.

1. Lieferung: Einleitung und Lautlehre. Gr. 8". VI, 280 S. 1902.

Geheftet M. 7. , in Leinwand geb. M. 8. .

2. Lieferung: Lehre von den Wortformen und ihrem Gebrauch.

Gr. 80. VIII und S. 281—622 mit 4 Tabellen. 1903.

Geheftet M. 7. , in Leinwand geb. M. 8.—.

3. (Schluß-)Lieferung : Lehre von den Salzgebilden und Sack- und

Wörterverzeichnis. Gr. 8°. XXII und S. 623—774. 1903.

Geheftet M. 4. , in Leinwand geb. M. 5. . Zusammen in einem Band M. 18. , in Leinwand gebunden M. 19.50,

in Halbfranz gebunden M. 21.

. . . . Über das Bedürfnis eines solchen Werkes dürfte kein Zweifel bestehen; es ist freudig zu begrüssen, daß der dazu am meisten Berufene, der Begründer des Grundrisses, diese Arbeit selbst übernahm, daß er selbst das größere Werk in ein Compendium umzuarbeiten sich entschloß. Natürlich mußte der Stoff innerlich wie äußerlich gekürzt werden. Das letztere geschah durch Beschränkung auf Altindisch, Griechisch, Lateinisch, Germanisch und Slavisch, das erstere durch Einschränkung des Belegmaterials und VVeglassung von weniger wichtigen Dingen, wie z. B. des Abschnittes über den idg. Sprach- bau im allgemeinen; die phonetischen Bemerkungen enthalten nur die zum Verständnis einer Lautlehre nötigen Angaben .... Man staunt, daß es dem Verf. trotz aller Kürzungen gelungen ist, innerhalb des gewählten Rahmens den Stoff des Grundrisses so vollständig wiederzugeben. Präcision und Sachlichkeit des Ausdruckes, sowie eine straffe Disposition haben dies er- möglicht; der Klarheit der Darstellung entspricht die übersichtliche Anordnung des Stoffes ....

So ist das neueste Buch, das B. der Wissenschaft geschenkt hat, ein wertvoller Berater für alle, die sich mit der idg. Sprachwissenschaft oder einem Zweige derselben beschäftigen . . ."

A, Thumh, Literaturblatt für german. und roman. Philologie 1903, Nr. $.

VERLAG VON KARL J. TRÜBNER IN STRASSBURG.

Die Indogermanen.

Ihre Verbreitung, ihre Urheimat und ihre Kultur.

Von

Herman Hirt,

Professor an der Universität Leipzig.

Erster Band: Gr. 8". X, 407 Seiten. Mit 47 Abbildungen im Text. 1905. Geheftet JL. 9. , gebunden Jl 10.50.

Zweiter Band: Gr, 8". V, S. 409—771. Mit 4 Karten und 9 Ab- bildungen im Text. 1906.

Geheftet JL 9. , gebunden JL 10.50.

„Die letzten Jahre haben uns eine ansehnliche Zahl von Werken gebracht, welche sich mit den Indogermanen und ihrer Heimat beschäftigen. Fast allen ist gemeinsam, daß sie sich bei der Erörterung dieser Frage nicht mehr bloß auf den sprachlichen Standpunkt stellen und von diesem aus die Lösung versuchen, sondern daß sie auch die Anthropologie und die prähistorische Archäologie zu Rate ziehen, um zu Ergebnissen zu gelangen. . . .

In der gleichen Richtung bewegt sich auch das vorliegende zusammenfassende Werk des Leipziger Professors Hirt, und sein Gesamtergebnis stimmt überein mit dem, was wir bis jetzt als bewiesen betrachten, wenn ihm auch in vielen Einzelheiten das Verdienst gebührt, diese reinlicher herausgearbeitet und fester begründet zu haben. So weit das Werk vollendet ist [I. Band], sehen wir seinen Schwerpunkt in dem sprachlichen Teile, in welchem mit großer Klarheit und Beherrschung des Stoffes die verschiedenen indogermanischen Sprachen, ihre gegenseitige Ver- wandtschaft und Verbreitung behandelt werden. . . .

In der zweiten Abteilung des [I.] Bandes, welcher sich mit der Kultur der Indogermanen befaßt, erkennen wir wieder, wie der Verfasser auf der Höhe der Forschung steht, soweit die Verhältnisse mit Hilfe der Sprache sich erschließen lassen; hier schöpft er aus den Urquellen. . . ."

„Die Paginierung läuft in dem zweiten Teile fort von S. 409 bis 771, und von diesen 360 Seiten entfallen allein auf die An- merkungen 220. In letzteren, die oft weit über das besondere Forschungsgebiet des Verfassers hinausgreifen, liegt ein großer Wissensschatz aufgestapelt, der zur Begründung des Haupttextes dient. . . ."

Die Gesellschaft und geistige Kultur der Indo- germanen sind es, die in klarer Weise in diesem zweiten Bande behandelt werden, wobei auch Streiflichter auf die übrigen Völker Europas fallen. Es ist da ein gutes Gesamtbild geliefert worden. . . ."

(GLOBUS. Jahrg. igo6 Nr. 7 und Jahrg. 1907 Nr. g.)

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VERLAG VON KARL J. TRÜBNER IN STRASSBURG.

DER

INDOGERMANISCHE ABLAUT

vornelimlicli in seinem Verhältnis zur Betonung

von

HERMAN HIRT

a. o. Professor an der Universität Leipzig.

8«. VIII, 224 S. 1900. M. 5.50.

Der indogermanische Akzent.

Ein Handbuch

von

Dr. Herman Hirt

a. o. Professor an der Universität Leipzig.

. 8". XXIII, 356 S. 1895. M. 9.—.

„Keines jener Bücher, die man durch das Prädikat „ab- schliessend" zu charakterisieren pflegt . . . Kein Buch, das am Ende einer Entwicklungsreihe steht, das sich damit begnügen darf, die reiche Ernte früherer Forschung unter Dach zu bringen, alles reinlich zu sortieren, zu klassificieren und zu etikettieren. Vielmehr ein Buch, das am Anfang einer neu erschlossenen Bahn steht, nicht selten unfertig und lückenhaft, aber genug des Schönen

bietend, mehr noch verheissend So wie das Buch ist, darf man

von ihm sagen: es ist das rechte Buch zur rechten Zeit. So viel, so unendlich viel auch noch im Einzelnen zu erledigen bleibt, die Forschungen über die Grundfragen sind immerhin so weit gefördert, dass eine zusammenfassende und weiterführende Darstellung dringendes Bedürfnis war, wenn die Erörterungen über Accentfragen auf ein grösseres Publikum rechnen, wenn sie nicht aus Mangel an Verständnis und an Teilnahme wieder ins Stocken geraten sollen. . ." Literar. Centralblatt i8gj Nr. 40,

VERLAG VON KARL J. TRÜBNER IN STRASSE URG.

WALDBÄUME UND KULTURPFLANZEN

IM

GERMANISCHEN ALTERTUM

JOHANNES HOOPS

o. Professor an der Universität Heidelberg.

80. XVI, 689 S. 1905. Mit 8 Abbildungen im Text

und einer TafeL Geheftet M. 16.—, in Leinwand gebunden M. 17.50.

„Die T. 'sehe Verlagsbuchhandlung, der die germanische Forschung schon so viel bleibende Bereicherung verdankt, hat uns hier mit einem Werke beschenkt, welches all- seitig lebhafte Beachtung finden wird. Das schön ausge- stattete stattliche Werk eines so ausgezeichneten Kenners, wie es Herr J. Hoops ist, kommt einem in der letzten Zeit vielfach empfundenen Bedürfnis entgegen: zum ersten Male wieder wird uns seit V. H e h n s unvergänglichem Werke hier eine zusammenfassende Darstellung der neueren Ergebnisse der sprachwissenschaftlichen, alter- tumskundlichen und naturwissenschaftlichen Forschung auf einem besonders anziehenden und allgemein interes- sierenden Gebiete dargeboten. Die Darstellung ist überall eine ansprechende und obwohl auf der Höhe der wissen- schaftlichen Diskussion stehend, doch im edlen Sinne des Wortes gemeinverständlich. So verdient es das Buch, sich viele Freunde in den Kreisen der Fachgelehrten und aber auch aller Liebhaber des Faches zu gewinnen. Es bringt vieles und daher auch vielen etwas. Der Verfasser hat seine grossartig angelegte Spezialstudie von vornherein auf eine möglichst breite Basis gestellt und den Forschungen nßch allen Seiten hin weite Perspektiven gegeben ; er hat nicht bloß gelegentliche Blicke in die Nachbardisziplinen geworfen, sondern sich eindringend und gründlich darin umgetan . . . ."

Prof. Dr. J. Ranke-München im Correspondenzblatt der Deutschen anthropologischen Gesellschaft 1905, Nr. 10.

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VERLAG VON KARL J. TRÜBNER IN STRASSBURG.

GRUNDZÜGE EINER PRÄHISTORISCHEN ARCHÄOLOGIE

VON

SOPHUS MÜLLER

DIREKTOR AM NATIONALMUSEUM IN KOPENHAGEN.

DEUTSCHE AUSGABE UNTER MITWIRKUNG DES VERFASSERS BESORGT VON OTTO LUITPOLD JIRICZEK

PROFESSOR AN DER UNIVERSITÄT MÜNSTER I. W.

8". VIII, 204 S. 1905. MIT 3 TAFELN IN FARBENDRUCK UND

160 ABBILDUNGEN IM TEXT.

PREIS GEHEFTET M. 6. , GEBUNDEN M. 7.

„Ein ausgezeichnetes Buch, das sich jedem aus engeren Studien- kreisen ins Weite schauenden Altertumsforscher als unentbehrlicher Führer erweisen wird, bei aller Kürze klar und übersichtlich ge- ordnet, aus gründlichstem Wissen geschöpft, besonnen in der Besprechung der oft so schwierigen Probleme und trotz seines reichen bildlichen Schmuckes noch billig. Zu jedem Abschnitt wird die wichtigste Literatur verzeichnet. Die Darstellung beginnt mit den Kulturanfängen während der Eiszeit und führt durch alle Hauptperioden und Gruppen der Prähistorie bis an die Grenze der geschichtlichen Zeit, schließt also in Griechenland mit dem 8. Jahrh. v. Chr. Besonders nützlich findet Ref. die Übersichtstafel der prähistorischen Kulturgruppen in Europa bis zur Römerzeit." Literarisches Zentralblatt i^qS, Nr, 36.

. . . . Der Direktor des Nationalmuseums in Kopenhagen ist den Freunden der Altertumskunde längst kein Unbekannter mehr. Insbesondere ist seine zweibändige „Nordische Altertumskunde" durch die deutsche Übertragung von Jiriczek (1897 f.) auch der deutschen Gelehrtenwelt ein wohlbekanntes Buch geworden. In seinem neuesten Buch, das derselbe Übersetzer deutsch bearbeitet hat, zieht Müller den Rahmen weiter, indem er die ganze euro- päische Welt einbezieht ; aber er gibt die Darstellung nur in wenigen Grundzügen und hat so den gesamten Gegenstand auf dreizehn Druckbogen behandeln können; 160 Abbildungen im Text und drei Tafeln im Farbendruck geben willkommene Veran- schaulichung." Schwäbischer Merkur igoj, Nr. 313.

7 VERLAG VON KARL T- TRÜBNER IN STRASSBURG.

Reallexikon

der

Indogermanischen Altertumskunde.

Grundzüge einer Kultur- und Völkergeschichte Alteuropas.

Von OTTO SCHRADER,

O. Professor an der Universität Jena.

Lex. 80. XL, 1048 S. 1901. Broschiert M. 27. , in Halbfranz geb. M. 30. .

„Ein Gelehrter, dessen Name mit der Entwicklung der indogermanischen Altertumskunde schon aufs Engste verknüpft ist, tritt uns hier mit einem neuen bedeutenden Werke entgegen, das sich sowohl durch seine innere Ge- diegenheit als auch durch seine glückliche Form zahlreiche Freunde verschaffen, ja einem weiten Kreise bald zu einem unentbehrlichen Hilfsbuch werden wird . . .

Schr's Ziel ist, die ältesten inneren und äusseren Zu- stände der indogermanischen Völker uns vor Augen zu führen und von da zurückschliessend auch die ihres Stammvolkes. Es geschieht dies an der Hand der ge- schichtlichen Nachrichten, der ausgegrabenen Altertümer und nicht zum geringsten Teil der Sprache . . .

Vor Allem wird die übersichtliche Darstellung des bisher Erreichten, die ein Weiterarbeiten sehr erleichtert, dem ganzen Bereich der indogermanischen Altertumskunde zu Statten kommen. Dank und Anerkennung für das schöne Buch gebühren dem Verf. vollauf . . ."

(R. Much in der Deutschen Literaturzeitung 1902 Nr. 34.)

8

VERLAG VON KARL J. TRÜBNER IN STRASSBURG.

ber beutfc^en (S:prac§e

»Ort

^rieövicb Ätuge,

orb. ^profefi'or ber beiitfd)en Sproctje on bev llniBcrfitot gretOurg i. SSr.

Secöfte üeröefferte unb toerme^rtc Ütupage.

groeiter Slbbrucf.

2ej. 8". XXVI, 510 ©. 1905. ©c^cftet Wi. 8.—, in ^olbfranj geb. 3K. 10.—

WÖRTERBUCH

DER

ELSÄSSISCHEN MUNDARTEN

BEARBEITET VON

E. MARTIN und H. LIENHART

IM AUFTRAGE DER LANDESVERWALTUNG VON ELSASS-LOTHRINGEN.

ErsterBand. Lex.-S». XVI, 8oo S. 1899. Geheftet M. 20.— , in Halbfranz gebunden M. 22.50.

Zweiter Band. Mit einem alphabetischen Wörterver- zeichnis und einer Mundartenkarte von Hans Lien- hart. Lex.-8o. IV, 1160 S. 1907. Geheftet M. 32.—, in Halbfranz gebunden M. 35. .

f5iftorifd)es

öcblagwörterbud}

(Sin 35erfud)

t)on

Otto CaÖenÖorf.

80. XXIV, 365 (Seiten. 1906. ©e^eftct J6 6.—, gebunben J6 7.—.

Ein bisher fehlendes Buch über die historische Ent- stehung und Entwicklung der Schlagwörter.

„Ein würdiges Gegenstück zu Büchmanns Geflügelten

Worten."

Beilage zur Allgemeinen Zeitung vom 4. Februar 1906.

9 VERLAG VON KARL J. TRÜBNER IN STRASSBURG.

Soeben erschien:

SYNKRETISMUS

EIN BEITRAG ZUR GERMANISCHEN KASUSLEHRE

VON

B. DELBRÜCK.

8». VII, 27(5 Seiten. 1907. M. 7.—.

„Wir besitzen eine vergleichende Syntax der indogermanischen Sprachen Delbrück selbst hat sie geschrieben , aber noch keine germanische Syntax. Dieses Mißverhältnis muß jeder bedauern, der sich in irgend einer Frage der germanisclien Wort- fügung einmal ernstlich um Erkenntnis bemüht hat. Auch D. empfindet die Lücke, denn er nennt sein Buch eine Vorarbeit für eine vergleichende Syntax der germanischen Dialekte. Es liegt auf der Hand, daß die germanische Syntax, so gut wie die ,, ur- germanische Grammatik", ja mehr als diese, einen Januskopf haben muß. Die durch Kombination der historischen Dialekte gewonnenen Ergebnisse müssen an den Verhältnissen der Grund- sprache, soweit diese bisher sicher erschlossen sind, gemessen werden, oder umgekehrt. D. macht es umgekehrt, wie das von dem vergleichenden Sprachforscher, dem Kenner des Altindischen, selbstverständlich zu erwarten war. Sein Augenmerk ist auf das Fortleben und Ausklingen der alten Kategorien gerichtet. Hier, wo es sich um die Kasuslehre handelt, gruppiert sich die Unter- suchung von selbst um das Stichwort „Synkretismus": wie ver- hält sich das vereinfachte germanische Kasussystem zu dem kom- plizierten der Ursprache?

Den Anfang macht ein Verzeichnis von rund 500 Verben, sowie von Adjektiven und Präpositionen nebst Angabe ihrer Rektion. Diese Zusammenstellungen sind äußerst dankenswert. Sie ersparen dem Nachschlagenden ein gut Teil Arbeit, indem sie ihm einen schnellen Überblick über die zu vergleichenden Dialekte ermöglichen. . . .

Es ist nahezu in allen Stücken ein echter Delbrück. . . . Ungetrübte Klarheit, in ihrem Wesen imgrüblerisch ; eine gewisse behagliche Breite in der Behandlung des Einzelnen, die dem System und der konstruktiven Kombination abhold und doch nicht hypothesenfeindlich ist; dabei Betonung des vorläufigen Charakters, der bedingten Richtigkeit des Vorgetragenen; ein un- gleich weniger energisches Bedürfnis nach Verknüpfung mit der Lautgeschichte, als etwa bei Brugmann in alledem erkennen wir den Nestor der indogermanischen Syntax wieder." Deutsche Literaturzeitung igo"/, Nr. 10.

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VERLAG VON KARL J. TRUBNER IN STRASSBURG.

ßrimterungen, 9teben unb ©tubien

»Olt

ilubtri0 ^rieblanbcr.

Qwti Sßänbe.

8". IX, 656 ®. 1905. ©e^eftet Jl 9.—, in Sciutranb gc«

Bunöen c^ 10.50.

VERLAG VON KARL J. TRUBNER IN STRASSBURG.

Schuchardt, Hugo, Auf Anlass des Volapüks S*'. 48 S. 1888. <M 1.—

„Weltsprache und Weltsprachen." An Gustav Meyer. 8o. 54 S. 1894. Ji 1.40

SRchct, ©uftoö, @ffa^8 unb «Stubicn jur S^ro^gcft^i^tc unb ^olfSfunbe.

I. SBottb. 80. VIII, 412 ®. 1885. M 7.—, geb. M 8.— Snfialt: gur ©^rac^gef d^i^te. I. SDaS inbosjermoitifc^e Uröolf.

II. SDie etruSüfd^e ©pra^frage. III. Ue6et ©<)rac^e imb ötteratur bet 91160= nefen. IV. 5Do8 l^eutige ®riec^i[d^. V. Eonftontin ©at^al unb bie @Iaöen= froge in ®ried^enlanb.

3ur öerglel(|enben aKärc^enfunbe. I. goIHove. II. 2Äärc^cn= forfd^ung unb Stttert^umiroiffenfdjoft. III. 9Iegt)))tifc^e 2)färc|en. IV. Strafitfc^e «Wärmen. V. Slmor unb ^fg^e. VI. 2)te GueKen beä Secamerone. VII. ©üb= yioBif^e «Körben. VIII. Ser ^Rattenfänger tjon ^ametn. IX. Set ^atrje be§ Sobe§. X. SRip »an SSinlle.

3ur Senntnife be8 SBoIlS liebe?. I. Snbif^e SSierseilen. II. SReu= griec^ffc^e »otfäpoefie. III. ©tubien ü6er 'iio.% ©^naberppfel. 1. Sur Site= rotur ber ©d^naber^üpfel. 2. SSierseile unb me^rftrop^ige? 2ieb. 3. Iteber ben SRotureingang be§ ©^naber^üpfcB. Slnmerfungen.

II. 35anb. 8°. VI, 380 @. 1893. M 6.—, geb. Jl 7.— Sn^alt: I. Srons Sopp. II. ®eorg (SurtiuS. HI. SSeltfptaiiöe unb

ißjettfuror^e«. IV. ©truSfifc^eS au§ 3Iegi)pten. V. Sie Euäfprac^e beä ©riedöif^en. VI, SSon ber fdjleflf^en 2Jlunbart. VII. 3ur e^arafteriftif bet irtbifrfjen Stteratur. 1. OTgemeine ©runbtagen. 2. Set SSeba. 3. 'stklv- bäfo. VIII. Stgeunerp^ilotogie. IX. SöotfSUebet aus «ßtemont. X. 5Reu= orie^ift^e ^oc^jeitgßräu^e. XI. 8ut aSotßtunbe ber aipenlänber. XII. ginntf^e SBotfäUteratur. XIII. ®o§ 9?äu6ertDefen ouf bet 33atfonf)oIbinfeI.

XIV. eine ®ef^t$te ber bijjontinif^en Siteratur. XV. Stt[)cn im iüJtttel^ atter. XVI. Sa§ tjeutige ®rie^enlanb. XVII. ®tiec^if^e Oieifemomente. 1. S8on Äotfu noc^ ait^en. 2. 2«r}en. 3. Sm Sonbe ber «petopiben. XVIII. Haute. XIX. Stpulifd^e SReifetage. 1. «on Sßrinbifi narf) Secce. 2. Secce. 3. fialimeta. 4. Xarent. XX. »ei ben at&anefen ötalienS. XXI. SaS 3fubitäum ber ttniöerfität in »ologno. Stnmerfungen.

Müller, F. Max, Ueber die Resultate der Sprachwissen- schaft. Vorlesung, gehalten am 23. Mai 1872 an der kais. Universität zu Strassburg. 3. unveränderte Auflage. 8°. 32 S. 1872. ^^ —-80

Berneker, Dr. Erich, Die preussische Sprache. Texte. Grammatik, etymologisches Wörterbuch. 8". X, 333 S. 1896.

,M 8.

Slavische Chrestomathie. Mit Glossaren, gr. 8°. IX,

484 S. 1902. Jt 12.—, geb. Ji 13.—

de Courtenay, J. Baudouin, Versuch einer Theorie phone- tischer Altemationen. Ein Capitel aus der Psycho- phonetik. 8». V, 124 S. 1895. Ji 4.—

VERLAG VON KARL J. TRÜBNER IN STRASSBURG.

LITAUISOHE

VOLKSLIEDER UID MÄRCHEN

AUS DEM

PREUSSISCHEN UND DEM EUSSISOflEN LITAUEN

GESAMMELT VON

A. LESKIEN und K. BRUGMANN. 8«. VIII, 578 Seiten. 1882. M. 10.—.

Inhalt: 1. Litauische Volkslieder aas der Gegend "Von-Wil- kischken, gesammelt von A. Leskien. -2. Litauische Lieder, Mädchen, Hochzeitsbittersprüche aus Godlewa nebst Beiträgen zur Gramma- tik und zum Wortschatz der godlewischen Mundart herausgegeben von K. Brugmann. - 3. Litauische Märchen, übersetzt von-K. Brug- mann, mit Amnerkimgen von W. Wollner.

Indogermanisclie Forschungen

Zeitschrift für indogermanische

Sprach- und Altertumskunde.

Herausgegeben von

Karl Brugmann und Wilhelm Streitberg.

Mit dem Beiblatt: Anzeiger für indogermaniscbe Sprach- und Altertumskunde. Herausgegeben von W. Streitberg.

I.— XX. Band. 1891—1907. Preis pro Band M. 16.—, in Halbfranz gebunden M. 18. XXI. Band unter der Presse.